„Allein wäre ich nicht aktiv“

■ Das Arbeitslosenzentrum in Bremen-Tenever gibt Kraft zur Jobsuche und für Arbeitslosen-Proteste

Heike Haberlah strahlt. Nach langer Durststrecke hat sie endlich einen neuen Job gefunden. „Ich freue mich wahnsinnig“, beschreibt die 40jährige Mutter von zwei Söhnen ihren Gemütszustand. Lange hat sie eine neue Arbeitsstelle gesucht und dabei eine Absage nach der anderen kassiert. Manchmal war sie der Verzweiflung nahe. Im Arbeitslosenzentrum Tenever hat sie neuen Mut und Kraft für die nächste Bewerbung geschöpft.

Es ist die Gemeinschaft, die Heike Haberlah Halt und Hilfe gab. Vielleicht kann sie auch deswegen besser über das sprechen, was hinter ihr liegt, wenn auch manchmal mit viel Wut im Bauch. Was sie so peinigt, klingt nicht außergewöhnlich im Deutschland der 90er Jahre: Sie war zwei Jahre arbeitslos. Das soziale Netz hat sie zwar aufgefangen, aber sie mußte mit jedem Pfennig rechnen.

Daß der Niedergang auf dem Arbeitsmarkt nicht zu ihrer persönlichen Schande wurde, verdankt Heike Haberlah vor allem den Menschen im Zentrum. In Gesprächen und mit vielen Aktionen hat sie dort unermüdlich gegen ihre Lage angekämpft. „Hier werden die Leute aktiv, machen neue Erfahrungen und öffnen sich sozialen und politischen Aufgaben“, berichtet Berndt Korten, einer der Pädagogen und Berater in Tenever. „Das stärkt das Selbstbewußtsein und damit automatisch die Chancen, wieder einen Job zu finden.“

Heike Haberlah hat zusammen mit anderen gegen die Lethargie angekämpft, die sich einschleicht, wenn kein Job dem Tag eine Struktur gibt. Mit der Gruppe im Zentrum bereitet sie die bundesweiten monatlichen Aktionstage gegen Arbeitslosigkeit, Armut und Ausgrenzung vor, malt Transparente und klebt Plakate. Auch Werner Bartels, der seit etwa zwei Jahren regelmäßig zum Treff kommt und wie Haberlah lange Zeit arbeitslos war, gibt zu: „Ich alleine wäre nicht aktiv geworden, hätte mich nicht aufgerafft.“

Dieter Sell, epd