■ Mit Dioxin auf du und du
: Erfolgreich ausgegrenzt

Berlin (taz) – Seit dem Seveso-Unglück von 1976 gehören Dioxine und Furane zu den am meisten gefürchteten Umweltgiften. Eine Wolke mit hohen Konzentrationen dieser Verbindung aus Kohlenstoff- und Chloratomen tötete damals rund 3.000 Kleintiere in der Umgebung, 14 Kinder erkrankten an Chlorakne, und in den folgenden Jahren stieg die Zahl der Mißbildungen bei Neugeborenen jährlich von vier auf 40.

Dioxine entstehen vor allem bei der Verbrennung von Chlorverbindungen in industriellen Prozessen – vor der industriellen Revolution wurde der Stoff kaum freigesetzt. Nach dem Seveso-Unglück wurden in Deutschland darum vor allem die hohen Dioxinemissionen aus der Müllverbrennung mit teuren Filtern reduziert. Inzwischen gelten Aluminium- und Stahlhütten sowie Großfeuer, bei denen PVC verbrennt, als wichtigste Dioxinquellen.

Wie Dioxin wirkt, darüber waren sich die Experten lange nicht einig. Sicher ist: Dioxin ist schon in kleinen Dosen giftig, kann Krebs erzeugen und die Erbanlagen schädigen. Außerdem soll die Chemikalie auf das zentrale Nervensystem wirken und Depressionen auslösen. Auch Schädigungen des Immunsystems, des Hormonhaushalts und der Blutbildung sind im Gespräch. Der Stoff wird zwar vor allem eingeatmet, aber auch Nahrungsmittel gelten als dioxinbelastet.

Insgesamt war die Anti-Dioxin-Politik der strengen Grenzwerte allerdings erfolgreich, die Konzentrationen in der Atemluft sind zurückgegangen. Um nun auch noch die letzten Dioxinquellen unschädlich zu machen, fordern Umweltschützer, auch auf andere thermische Prozesse die Grenzwerte der Müllverbrennungsanlagen anzuwenden. Um Gesundheitsbelastungen bei Großbränden zu reduzieren, sollten außerdem Bodenbeläge und Kabel aus PVC in Neubauten verboten werden. mfn