Ein hochrangig besetztes Podium diskutiert morgen „Kleist und Krieg“

„Kleist und Krieg“ ist eine hübsche Alliteration, hat aber auch Bedeutung. Dabei muß man nicht nur an die manifest kämpferischen Inhalte von Kleists Stücken wie etwa Penthesilea denken. Auch im zivileren Umgang der Menschen miteinander hat Heinrich von Kleist, der 1811 durch Freitod aus dem Leben schied, stets eine enge Verbindung von Gewalt, Sprache und Liebe konstatiert. Ein hochrangig besetztes Podium will im Rahmen der Tagung der Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft, die dieses Jahr ihr Programm unter dem Titel Kleists Duelle organisiert hat, morgen weitere Aspekte des Verhältnisses Gewalt und Kultur erarbeiten.

Neben Jan Philip Reemtsma und Elisabeth Bronfen werden die Literatur- und Sozialwissenschaftler Wolf Kittler, Helmut Lethen und Eric Grawert-May teilnehmen. Letzterer hat in seiner Dissertation Das Drama Krieg: Zur Moralisierung des Politischen die Frage nach der Verbindung der Begriffe „Krieg“ und „Theater“ gestellt. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts wird aus dem „Kriegsschauplatz“ (theatrum belli) das „Kriegstheater“. Diese Kriege, so Grawert-May, bekommen die Qualität des Dramatischen, weil die Konflikte mit echter Leidenschaft geführt werden. Einer der Denker dieses Wandels war Karl von Clausewitz, der die „moralische Größe“ des Soldaten die Hauptrolle im Kampf gegen Napoleon spielen ließ.

Wolf Kittler kommt in einer Untersuchung zu Prinz Friedrich von Homburg zu ähnlichen Ergebnissen. Anfangs ist der Prinz zerrissen zwischen der Entscheidung als Individuum und der Auftragserfüllung als Offizier. Im Durchlauf durch das Drama aber nimmt er sich den Schlachtplan wirklich zu Herzen und wird zur Kampfmaschine. Der Schlachtplan, so führt Kittler aus, gehöre bereits in die Zeit des Vernichtungskrieges, der mit Napoleon den Entscheidungskrieg ablöst.

Die Diskussionsleitung hat der Münchner Germanist Gerhard Neumann.

Jörg Metelmann

Die Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft tagt von heute bis Samstag im Literaturhaus; die Podiumsdiskussion „Kleist und Krieg“ findet morgen um 20 Uhr statt