Fast ein Versprechen

■ Kein Geld, weniger Geld, weitermachen: Der Kulturausschuß diskutierte die Arbeit und finanzielle Lage der Stadtteilkultur

Immer, wenn die Kulturverantwortlichen aus Senat und Bürgerschaft zusammentreten, wird fraktionsübergreifend der erbarmungswürdige Zustand der Kultur in Hamburg bedauert. Immer weniger Geld, das auch in Zukunft nicht mehr werden wird, und Verteilungskämpfe auf allen Ebenen sorgen für schlechte Laune. Aber es stöhnen nicht nur die, die den Etat verteilen, sondern vor allem die, die mit den gekürzten Mitteln auskommen müssen.

Am Dienstag lud der Kulturausschuß der Bürgerschaft Vertreter der Stadtteilkulturzentren ein, um sich einen Überblick über deren Arbeit zu verschaffen. Die Arbeit, die in den Bezirken geleistet wird, ist durchaus erfolgreich:Rund 1,1 Millionen Besucher zählten die 25 von der Kulturbehörde geförderten Einrichtungen im vergangenen Jahr. 2818 Veranstaltungen in den verschiedenen Bereichen Musik, Theater, Vorträge, Ausstellungen sowie Kurse und Workshops wurden durchgeführt. Das Angebot wurde von 110 Festangestellten auf die Beine gestellt, die von 1230 ehrenamtlichen Helfern unterstützt wurden.

Für diese Arbeit stellte die Kulturbehörde 8,8 Millionen Mark zur Verfügung, die im Jahr 1999 um 2 Prozent gekürzt werden sollen. „Das ist nicht vertretbar“, erklärte Michael Wendt von der Motte in Altona, „die Gagen, die wir den Künstlern bezahlen können, sind jetzt schon so niedrig, daß wir uns schämen.“ Auch weitere wichtige Aufgaben wie Nachwuchsförderung, Stadtteilgeschichte oder Integrationsarbeit blieben dann auf der Strecke. „Wir alle sind von jeder Kürzung sofort zentral betroffen. Es gibt keine Spielräume mehr.“

Ein weiteres Manko der Stadtteilkulturförderung ist die Dezentralisierung. „Seit die Vergabe der Mittel nicht mehr zentral von der Behörde, sondern über die Bezirke läuft, müssen wir jedes Jahr sieben Mal das Rad neu erfinden“, klagteerklärte Ralf Henningsmeyer von der AG Stadtteilkultur. Er forderte darum die Einführung eines Landesrates, um so die Aktivitäten in den einzelnen Bezirken koordinieren zu können. Das dürfe aber nicht zu einem Mängelverwaltungsposten werden.

Einem Kulturentwicklungsplan steht selbst Senatorin Christina Weiss skeptisch gegenüber: „Ich schreibe keine einzige Zeile für so etwas, solange es sich doch nur um einen Sparplan handelt.“ Das klingt fast wie ein Versprechen.

Eberhard Spohd