Rechte im Aufwind

■ Elf Prozent der Hamburger SchülerInnen würden rechtsextreme Parteien wählen

Wären am kommenden Sonntag Bundestagswahlen, so käme die rechtsextreme DVU unter Hamburgs SchülerInnen fast auf elf Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage unter 1100 Schülerinnen und Schülern im Alter von 13 bis 21 Jahren, die die Hamburger Schülerzeitung kaz durchführte. Vor allem Jungen können sich vorstellen, ihre Stimme einer rechtsextremen Partei zu geben (16 Prozent). In den sozialen Brennpunkten Hamburgs wäre jeder fünfte Schüler für die Rechtsextremen zu haben. Und sogar an Hamburgs Gymnasien sprechen sich 8,4 Prozent aller SchülerInnen für rechte Parteien aus.

Hamburgs Jugend liegt damit im rechten Trend, denn eine bundesweite Umfrage des Forsa-Instituts unter Jugendlichen kommt zu vergleichbaren Ergebnissen (siehe taz vom 10. Juni). Die Hälfte all jener Hamburger SchülerInnen, die rechtsextreme Parteien wählen würden, gaben zur Begründung an, dies geschehe „aus Protest“ gegen die etablierten Parteien. Mehr als 40 Prozent von ihnen können sich nach eigenen Angaben jedoch auch mit den Inhalten und Forderungen der Rechten identifizieren.

„Das ist erschreckend“, findet Julia Liedtke, Chefin der Hamburger SchülerInnenkammer. Sie vermutet jedoch, daß es vor allem an Aufklärung mangelt. Die reale Politik rechter Parteien stünde halt nicht im Lehrplan. Die SchülerInnenkammer fordert deshalb, daß aktuelle Themen stärker in den Unterricht aller Schulen einfließen sollten. „Politikunterricht“, so Liedtke, „ist doch schon was für die Mittelstufe“. Hamburgs Lehrpläne sehen hingegen erst ab Klasse 11 ein paar Stunden Gesellschaftskunde vor. Karin Flothmann