Ersatzbank bleibt leer

■ GEW will durch Verbeamtung von Lehrern sparen. Heute beim Bürgermeister

„Stellen Sie sich vor, der Bundestrainer dürfte nur zehn Spieler zur WM nach Frankreich mitbringen – eine Sparauflage des Deutschen Fußballbundes.“ Undenkbar wäre das, weiß Jochen Dühring, Chef des Personalrats der Hamburger Berufsschulen. Für seine Schule allerdings sieht das anders aus. Anstatt mit einer Elf plus Ersatzleuten spielen die Berufsschulen ab August nur mit halber Kraft: 116 Lehrerstellen, die aufgrund wachsender Schülerzahlen benötigt würden, fehlen dann.

Insgesamt, so erläuterte GEW-Chefin Anna Ammonn gestern, fehlen ab August an allen Hamburger Schulen 200 Lehrerstellen – denn zusätzliche Neueinstellungen sind bis zum Jahr 2001 nicht mehr vorgesehen. Die Berufsschulen tragen dabei die Hauptlast der Kürzungen. Dabei wäre es durchaus möglich, sinnvoller zu sparen, ist Ammonn überzeugt. Etwa durch ein Altersteilzeitmodell, das die GEW schon im September vorigen Jahres dem Senat vorlegte, oder auch durch Verbeamtung.

Immerhin hatte schon der Rechnungshof vorgerechnet, daß Angestellte aufgrund ihrer Sozialversicherungspflicht die Stadtkasse weitaus mehr belasten als Beamte. „Anstelle von vier angestellten Lehrern könnte Hamburg fünf Beamte beschäftigen“, rechnet Ilka Hischer von der Jungen GEW vor.

In Niedersachsen scheint man so zu rechnen. Zwei Jahre lang wurden neue LehrerInnen dort ebenfalls nur als Angestellte eingestellt, seit Februar diesen Jahres wird wieder verbeamtet. In Hamburg hingegen werden junge LehrerInnen nur noch eingestellt, wenn alte in Pension gehen. Sie erhalten dann Dreiviertel-Stellen als Angestellte, oftmals befristet. Ursprünglich sollten auf diese Weise mehr Junglehrer die Chance erhalten, in die Praxis zu kommen. Doch das Gegenteil ist der Fall.

Heute wird sich daher das Bündnis für Bildung, an dem Lehrer, Eltern, Schüler und die Gewerkschaften DAG und GEW beteiligt sind, mit Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) treffen, um über die alternativen Sparvorschläge zu sprechen. Sollte dabei nichts herauskommen, drohte GEW-Chefin Ammonn schon gestern, „werden wir Rot-Grün einen heißen Bundestagswahlkampf bereiten“. Ein Streik der Lehrer im Herbst sei beschlossene Sache. Karin Flothmann