Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Agent Null Null Nix USA 1997, R: Jon Amiel, D: Bill Murray, Joanne Whalley, Alfred Molina

„Sein Blick aus treuen Hundeaugen ist zum Steinerweichen, sein Sinn für Mimik und Klamauk unübertroffen: Ex-“Ghostbuster“ Bill Murray spielt einen nicht sonderlich scharfsinnigen amerikanischen Zeitgenossen, der in London zwischen die Fronten britischer und russischer Geheimdienste gerät. Mit dem Callgirl Lorelei und dem KGB-Killer Boris the Butcher stolpert „Der Mann, der zu wenig wußte“ (Originaltitel) von einer lebensbedrohlichen Situation in die nächste - und amüsiert sich dabei noch köstlich. Diese Slapstick-Orgie hätte Blake Edwards alle Ehre gemacht. Schade nur, daß Jon Amiel nicht ganz über das Tempo- und Timing-Gespür des Altmeisters verfügt. Aber Freunde das schrägen Humors sehen über den einen oder anderen Rohrkrepierer in diesem durchgeknallten Gag-Feuerwerk gern hinweg.“ (Dorothee Lackner) CinemaxX

Anastasia USA 1997, R: Don Bluth, Gary Goldman

„Den Angriff auf Disney, denn nichts anderes ist „Anastasia“, hat sich das Hollywood-Studio „20th Century Fox“ einiges kosten lassen. So ganz aufgegangen ist die Rechnung (noch) nicht; „Anastasia“ hat in den USA so gerade einmal die Produktionskosten hereingeholt. Verstecken muß sich das Trickmärchen vor den Produktionen der Erben von Onkel Walt aber nicht. Die Zutaten stimmen: ein bißchen Poesie, ein wenig Legende, viel Märchen und Kitsch und jede Menge Gefühl und Romantik, abgeschmeckt mit einem Hauch Historie.“ (TV-Spielfilm) Schauburg

Auf der Jagd USA 1998, R: Stuart Baird, D: Tommy Lee Jones, Wesley Snipes

„Auf der Jagd“ wird als Fortsetzung der Doktor-Kimble-Saga „Auf der Flucht“ angepriesen, ist eigentlich aber eine Spiegelung derselben Geschichte: Wieder ist ein aufrechter Mann (Wesley Snipes) fälschlicherweise eingebuchtet, wieder kann er fliehen und wird von einem hartleibigen Marshall gehetzt. Diesmal aber ist der Marshall (Tommy Lee Jones) zum Star des Films auserkoren. Selbst Regisseur Stuart Baird fällt es schwer, Sympathie für den Menschenjäger zu entwickeln, der einen Unschuldigen vor Gericht bringen will - und dieses Dilemma versucht sein Film mit einer wirren Verratsplotte zu vertuschen. Erfolglos. Wann immer sich Jäger und Gejagter raufen, möchte der Zuschauer ihnen zurufen: Jungs, vertragt euch. Ihr seid die Guten. Und so etwas killt jeden Thrill.“ (Der Spiegel) CinemaxX

Auf der Kippe Deutschland 1997, R: Andrei Schwartz

Der in Bukarest geborene, in den 70er Jahren nach Deutschland übergesiedelte Andrei Schwartz hat in der rumänischen Stadt Cluj eine Romasiedlung von 25 Familien entdeckt, die auf und von einer Müllkippe leben. „Dallas“ nennen sie selbst ihre illegale Ansammlung von Blechhütten: „Kennen Sie nicht den Film mit Bobby und Pamela? Die ganze Verwandtschaft hat da mitgespielt. So wie wir hier.“ Und tatsächlich bringt uns der Filmemacher die Roma schnell als einen großen Clan von genau beobachteten Menschen nahe. Denn zum Glück ist sein Film weder eine deprimierende Klage über das Elend der Welt noch eine ethnologische Studie mit pittoresken Bildern von einem merkwürdigen Völkchen geworden. Schwartz geht ganz nah an die Bewohner der Müllkippe heran, ist dabei wunderbar neugierig und will genau wissen, wie dieser Mikrokosmos funktioniert. Schwartz vermeidet es geschickt, die Allerwelts-Emotionen (Faszination, Mitleid, Ekel) zu wecken, dazu ist sein Film viel zu komplex und präzise. (hip) Kino 46

B

Besser geht's nicht USA 1997, R: James L. Brooks, D: Jack Nicholson, Helen Hunt

„Leute, die Metaphern benutzen, können mir den Schritt schamponieren“ – O ja, Melvin Udall (Jack Nicholson) ist ein wahres Herzchen! Das läßt er Leute spüren, die auf seinem angestammten Platz im Restaurant sitzen, ihn fragen, wie's ihm geht oder einfach nur im Weg sind. Drei „Golden Globe“-Auszeichnungen (für Nicholson, Hunt und die Beste Komödie) lassen erahnen, wie gut diese hundsgemeine, herzerweichende Liebesgeschichte ist. Absolutes Highlight bleibt aber Jack Nicholson als „Rain Man“ mit mieser Laune, zweifellos eine dankbare Rolle, die ihm perfekt paßt. Eigentlich ist dem Titel nichts hinzuzufügen: Besser geht's nicht!“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UT-Kino

Blues Brothers 2000 USA 1998, R: John Landis, D: Dan Aykroyd, John Goodman, Joe Morton

„Es ist das Schicksal jeder Fortsetzung, mit dem Vorgänger verglichen zu werden; besonders, wenn sie fast 20 Jahre auf sich warten läßt. Leider hat sich das Warten auf „Blues Brothers 2000“ kaum gelohnt, auch wenn die Neuauflage mit irrwitzigen Autokarambolagen und Auftritten von James Brown, Aretha Franklin etc. dem ersten Teil gerecht zu werden versucht. Aber leider ist die Fortsetzung zu sehr Abklatsch und, trotz guter Musik von der Creme der Bluesmusiker, einfach nicht witzig genug. (TV-Spielfilm) UFA-Palast, CinemaxX, UT-Kino, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Bobo und die Hasenbande Deutschland/Ungarn/USA 1995, R: Jenö Koltai

„Der junge Hund Bobo wird einfach ausgesetzt, findet aber ziemlich schnell sechs gute Freunde. Bei diesem einfach animierten Zeichentrickfilm geht es vorrangig um gegenseitiges Helfen und das Lernen voneinander. Zähne zeigen ist in manchen Situationen die Devise. Für kleine Hasenfüße im Kino nicht nur eine nette Aufforderung, sondern manchmal auch, wenn zum Beispiel der Habicht angreift, eine kleine Mutprobe.“ (tip) Atlantis

Boogie Nights USA 1997, R: Paul Thomas Anderson, D: Burt Reynolds, Julianne Moore

Der Film führt uns in die neongleißenden 70er und zu Jack Horner, einem Porno-Produzenten mit Idealen, der sich an dem schweren Dilemma abplagt: Wie hält man auch nach dem Orgasmus noch die Zuschauer im Kino? Ohne moralisierend zu bewerten, stellt uns der Film Horner, seine Stars und Mitarbeiter als eine erstaunlich liebenswerte Ersatzfamilie vor und weitet den Film dabei schnell zu einem gesellschaftlichen Panorama aus, das ähnlich episch und ambitioniert wirkt wie Altmans „Nashville“. Zudem steht „Boogie Night“ in der Tradition des Hollywood-Realismus von Filmen wie „Midnight Cowboy“ oder „Lenny“, in denen Dustin Hoffman jeweils den Helden in der Gosse spielt. Er wäre als Jack Horner auch gut gewesen, aber bei Burt Reynolds ist die Rolle so nah an dem realen Image des Stars, der ja immer etwas trivial und fadenscheinig wirkt, daß er die Idealbesetzung ist und zu Recht für den Oscar nominiert wurde. (hip) Filmstudio, Casablanca (Ol)

Brassed Off – Mit Pauken und Trompeten Großbritannien 1997, R: Mark Herman, D: Pete Postlewaite, Evan McGregor, Tara Fitzgerald

Wer will schon einen Film über das Wohl und Wehe einer Blaskapelle sehen? Dazu noch als deprimierender Hintergrund die Schließung eines Kohlenbergwerks im britischen Yorkshire: Regisseur Mark Herman hat sich einen denkbar unattraktiven Stoff für seine Komödie ausgesucht, und um so überraschender ist es, wenn nach dem Film ein großer Teil des Publikums leise Märsche vor sich herpfeift, andere sich die Augen wischen und alle sich prächtig amüsiert haben. Die traditionsreiche Perle des proletarischen Gemeindelebens von Grimley ist die „Colliery Band“, geleitet vom strengen und ehrgeizigen Dirigenten Danny, der von Pete Postlewaite mit soviel Wärme, Witz und natürlicher Autorität gespielt wird, daß wir ihm am Schluß sogar seine wundersame Heilung vom Todkranken zum flammenden Redner in der Royal Albert Hall abnehmen. (hip) Gondel

Butcher Boy USA/Irland 1997, R: Neil Jordan , D: Stephen Ream, Fiona Shaw

„Francie Brady steht ständig unter Strom. Für den Halbwüchsigen verschmelzen zur Zeit der Kuba-Krise Fiktion und Wirklichkeit. Als er in seinem irischen Heimatdorf eine verhaßte Nachbarin als Außerirdische identifiziert, die für all das Unglück, das ihm widerfahren ist, verantwortlich sein soll, ist die Katastrophe nicht mehr aufzuhalten. Neil Jordan erzählt seine Groteske, in der das Tragische immer auch komische Züge hat, mit surrealistischen Untertönen und bösem Witz. Dabei verläßt er nie die Perspektive des jugendlichen Helden, dessen aggressiv-provokantes Auftreten eine direkte Attacke gegen den Zuschauer ist.“ (tip) City

C

City of Industry USA 1997, R: John Irvin, D: Harvey Keitel, Famke Janssen

„Auch ein Gangster hat seine Kümmernisse: Er sorgt sich zuweilen, wo er wohl für sein Mütterchen einen Altersheimplatz findet. Im übrigen tun die Gangster auch in diesem ungewöhnlichen Gangsterfilm, was man von ihnen erwartet: Erst berauben sie gemeinsam einen Diamantentransport, dann zerfleischen sie einander im Streit um die Beute; die Polizei hat dabei nichts zu tun. Dem aus Schottland stammenden Regisseur John Irvin, der schon vielerlei, doch wenig Spezifisches gemacht hat, ist mit „City of Industry“ ein dreckig realistischer Los-Angeles-Thriller gelungen: Wieder einmal ist Harvey Keitel das Zugpferd einer aufregenden Ballerballade, und wo er sich ins Zeug legt, ist es die Mühe wert.“ (Der Spiegel) Atlantis

Comedian Harmonists Deutschland 1997, R: Joseph Vilsmaier, D: Ben Becker, Ulrich Noetken, Kai Wiesinger

Diese posthume Erfolgsgeschichte mußte natürlich auf der großen Leinwand enden, und der große Gefühlsbademeister Vilsmaier ist wohl auch der richtige Mann dafür. Man könnte sich zwar auch eine schön böse Tragikomödie von Helmut Dietl vorstellen, die dem raffinierten Witz ihrer Lieder sicher näherkäme, aber bei Künstlerbiographien mit solchen Pflichtzutaten wie „Aufstieg und Fall“, den Greatest hits und Schauspielern, die den Originalen möglichst ähnlich sehen, stört zuviel Originalität nur. Nur die Diskrepanz zwischen dem eher schwerfälligen Film und der leichtfüßigen Musik der Comedian Harmonists irritiert etwas: dies ist der kleine grüne Kaktus in Cinemascope. (hip) City, CinemaxX, Casablanca (Ol), Passage (Del)

Copland USA 1997, R: James Mangold, D: Sylvester Stallone, Robert DeNiro, Harvey Keitel

Mangold hat eher unspektakulär und in der US-Tradition der Schauspielerfilme inszeniert. Und zu aller Überraschung gelingt es Stallone, einen tumben Kleinstadtsheriff so intensiv und uneitel zu spielen, daß er Harvey Keitel und Robert DeNiro nicht nur eine, sondern alle Szenen stiehlt. Dazu hat er sich, wie einst DeNiro in „Raging Bull“, eine beachtliche Wampe angefressen, so daß „Copland“ inzwischen in Hollywood unter dem inoffiziellen Titel „Fat Man Walking“ läuft. (hip) Gondel, Atelier

D

Deep Impact USA 1998, R: Mimi Leder, D: Robert Duvall, Tea Leoni, Maximilian Schell, Morgan Freeman

„Mit einem Kometen, der auf die Erde zustürzt, droht der Menschheit, wenn sie Pech hat, etwa dasselbe Malheur wie den Dinosauriern vor 65 Millionen Jahren. Für ein Kino-szenario jedoch erweist sich diese Weltuntergangsdrohung als wenig aufregend und geradezu lächerlich banal: Hollywood-Weichkäse also, so gut wie mancher andere, der nicht einmal in den Gemütern von Katastrophenfreaks einen tiefen Einschlag („Deep Impact“) verursachen wird.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UT-Kinocenter, Ufa-Palast, Lichtspielhaus (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Desperate Measures USA 1998, R: Barbet Schroeder, D: Andy Garcia, Michael Keaton

„Der Titel lügt nicht. Die Maßnahmen sind wirklich recht verzweifelt, die Andy Garcia in diesem Thriller ergreift. Leider auch die des Regisseurs Barbet Schroeder. Mit Polizist Garcia möchte man nicht tauschen: Der einzige Mensch, der die passende DNA besitzt, um seinem Sohn das lebensrettende Knochenmark zu spenden, ist der verurteilte Massenmörder Michael Keaton. Als eine hochintelligente Mischung aus Hannibal Lecter und Charles Manson willigt er ein, nutzt natürlich die erstbeste Gelegenheit zur Flucht und wird bald von einer Hundertschaft gejagt. Was als durchaus vielversprechendes Psycho-Kräftemessen beginnt, wird schnell zum konventionellen, vorhersehbaren Action-Thriller.“ (TV-Spielfilm) UFA-Palast

F

Fahr zur Hölle Hollywood USA 1997, R: Alan Smithee, D: Ryan O'Neal, EricnIdle

„Allan Smithee ist das Pseudonym, das in der Filmindustrie benutzt wird, wenn ein Regisseur mit dem Film nichts mehr zu tun haben will. Arthur Hiller ging es so bei dieser verunglückten Satire.“ (TV-Spielfilm) Europa

Feivel, der Mauswanderer im Wilden Westen USA 1991, R: Phil Nibbelink, Simon Wells

„Eine kleine Maus und ein Hundesheriff retten ahnungslose Mäuse-Siedler, die mit falschen Versprechungen in den Wilden Westen gelockt werden, vor einer gewitzten Katzenbande. Ein liebenswerter, kindgerecht erzählter Zeichentrickfilm, der stilvoll filmhistorische Vorbilder weiterentwickelt.“ (Lexikon des internationalen Films) Kino 46

Flubber USA 1997, R: Les Mayfield, D: Robin Willams, Marcia Gay Harden, Christopher McDonald u.a.

„Eigentlich müßte Flubber bei uns Flummi heißen: Fliegendes Gummi ist der Star dieser Disney-Komödie. Die neueste Erfindung von Professor Brainard (Robin Williams) birgt ungeahnte Talente; hundertfach vervielfältigt, legt die grünlich-schleimige Substanz einen flotten Mambo aufs Parkett und geht ab wie eine Rakete, wenn man sie anschubst. Das schreit nach bösen Buben, die die Wundermasse zu Geld machen wollen ... Immer wieder versucht Disney, mit Remakes erfolgreicher Komödien Kasse zu machen. Die klingelt bei der Neuauflage von „Der fliegende Pauker“ auch lautstark, schließlich handelt es sich um wohl kalkulierte, amüsante Familienkurzweil.“ (TV Spielfilm) CinemaxX

Frau Rettich, die Czerni und ich Deutschland 1998, R: Markus Imboden, D: Iris Berben, Jeanette Hain, Martina Gedeck

„Wenn deutsche Filme ihre Figuren ins Chaos stürzen wollen, schicken sie die Ärmsten auf Reisen. Meist bricht fern der Heimat das Auto zusammen, die supersauberen Yuppies kriegen Schweißflecken unterm Arm, und in der Glut des Südens steigt ihr Hormonspiegel: Amore und Krach. Daß dieses Reisemotiv ein spießiges Überbleibsel aus Caprifischer-Tagen ist, kann die Verfilmung von Simone Borowiaks Roman nicht verhehlen. Drei Frauen unter spanischer Sonne, an ihrer Seite ein paar Kerle (fast filmrettend: Olli Dittrich) und der obligate Filmschwule (Dirk Bach) – und schwupp ist die Klamotte fertig. Zielgruppe: alle, die Pauschalreisekataloge für Literatur halten.“ (Der Spiegel) UFA-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

G

Der gebuchte Mann USA 1997, R: Glenn G. Caron, D: Jennifer Aniston, Jay Mohr

„Der gebuchte Mann“ versucht sich als romantische Komödie im Gefolge von „Die Hochzeit meines besten Freundes“ zu verkaufen. Doch dem angestrengten Verwirrspiel um Herzensglück und Liebesleid mangelt es neben Witz und Esprit vor allem an Leidenschaft, die den berühmten Funken überspringen ließe. Die Fußstapfen einer Julia Roberts sind für TV-Star Jennifer Aniston einige Nummern zu groß. Doch selbst eine „pretty woman“ hätte diesem Film kaum Leben einhauchen können.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UT-Kinocenter

Das Geheimnis des Seehundbabys USA 1994, R: John Sayles, D: Jeni Courtney

„Er ist schon ein außergewöhnlicher Filmemacher, dieser John Sayles. Er verliebt sich so in eine Novelle aus dem Jahre 1957, daß er mutig in das Land der Feen und Fabeln eintaucht – und das ganz ohne Stars. Das Ergebnis ist ein wunderschönes Fabelmärchen, das man auch den Erwachsenen wärmstens ans Herz legen kann: Ein kleines Mädchen erfährt die sagenhafte Geschichte vom Verschwinden seines Bruders und dem Geheimnis des Seehundbabys.“ (TV-Spielfilm) UFA-Palast

Good Will Hunting USA 1997, R: Gus van Sant, D: Matt Damon, Robin Williams

„Der junge Will Hunting jobbt als Putzhilfe an der Uni. Nachts löst er dort nebenbei die schwierigsten Mathematik-Aufgaben, die auf der Tafel noch übriggeblieben sind. Professor Lambeau erkennt das Genie, das in dem Jungen steckt. Doch der wilde Will aus der Vorstadt prügelt sich lieber mit seinen Arbeiter-Kumpels. Des Lehrers letzte Hoffnung ist sein einstiger College-Kollege Sean McGuire, ein Psychiater-Freak. Zwischen dem traumatischen Teenie und dem schrägen Therapeuten entwickelt sich ganz langsam eine Vater-Sohn Freundschaft. Gus van Sant („Drugstore Cowboy“, „My Private Idaho“) kennt bekanntlich keinen Kitsch. Wichtiger als die Geschichte sind ihm seine Figuren. Mit Matt Damon und Robin Williams hat er zwei charismatische Schauspieler gefunden, die sich bei ihren Streitereien zu atemberaubenden Höchstleistungen aufstacheln.“ (Bremer) CinemaxX

H

Harry außer sich USA 1997, R: Woody Allen, D: Woody Allen, Robin Williams, Kristie Alley

Der Originaltitel ist Programm bei Woody Allens neuem Film. In „Deconstructing Harry“ nimmt er sein Alter ego, den altbekannten Stadtneurotiker, so konsequent und gnadenlos auseinander wie noch nie vorher. Vor allem wagt er es, in der Rolle des alkoholsüchtigen, manipulativen und egozentrischen Schriftsteller Harry zum ersten Mal, einen unsympathischen Protagonisten zu spielen, den auch seine Witze nicht vor den Abgründen seiner Psyche retten können. Und auch die traditionelle Dramaturgie dekonstruiert Allen hier radikal. Der Film ähnelt noch am ehesten einem komplexen Spiegelkabinett mit 85 Sprechrollen und so unterschiedlichen Erzählebenen wie Familienszenen, Rückblenden in seine Jugend, Alpträumen und Ausschnitten aus den von Harry geschriebenen Büchern. Etwa in der Mitte des Films beginnen dann sogar seine Romanfiguren gegen ihren Autor zu rebellieren. So viele gute one-liner sind selbst in einem Allen-Film selten und die visuellen Gags stehen den verbalen in nichts nach. (hip) Gondel, UT-Kinocenter, Casablanca (Ol)

I

Ile de Beauté Frankreich 1996, R: Ange Leccia, Dominique Gonzales-Foerster /Originalfassung ohne Untertitel

Im Rahmen der Ausstellung „Do all Oceans have walls?“ zeigen wir diesen Film, ein Portrait der beiden Inseln Korsika und Japan, gesehen mit den Augen des wandernden und betrachtenden Künstlers.“ (Kommunalkino Bremen) Kino 46

Im Rausch der Tiefe Frankreich 1987, R: Luc Besson, D: Jean-Marie Barre, Rosanna Arquette

Wunderschöne Unterwasseraufnahmen und eine leider ziemlich alberne Geschichte über zwei Taucher, die im ewigen Wettstreit darüber liegen, wer von ihnen am längsten und am tiefsten ohne Atemgerät tauchen kann. Rossana Arquette stolpert zwischen den Tauchgängen unbeholfen über Bootsplanken und bewundert den schöneren der beiden Wassermänner, doch dieser scheint sich mehr für Delphine zu interessieren. (hip) CinemaxX

Im Westen nichts Neues USA 1930, R: Lewis Milesstone, D: Lew Ayres, Lewis Wolheim

„Verfilmung des gleichnamigen Romans von Remarque. Ein ehrlicher Film, der alle Beschönigungen und Verniedlichungen des Krieges vermied. Viele Szenen machen das Grauen des Krieges fast physisch spürbar und versagen sich jedem heroischen Engagement durch die Zuschauer. Milestone, der sich eng an seine literarische Vorlage gehalten hat, unterstreicht das noch durch die Episoden in der Heimat, die den blutigen Realismus der Schlacht-Szenen mit dem hohlen Pathos der Hurra-Patrioten konfrontieren. Hier gibt es in den Szenen mit der Mutter auch Anflüge von Sentimentalität, die Milestone aber stets rechtzeitig auffängt.“ (Reclams Filmführer) Kino 46

J

Jackie Brown USA 1998, R: Quentin Tarantino, D: Pam Grier, Samuel L. Jackson, Robert De Niro

„Was machen Kult-Filmer nach dem Mega-Hit? Sie backen bewußt erstmal kleinere Brötchen. Auch Trendmeister Tarantino entgeht der Versuchung, „Pulp Fiction“ krampfhaft zu überbieten. Statt dessen kocht er „Jackie Brown“ auf Sparflamme. Ein kleiner Krimi von Elmore Leonard („Schnappt Shortie“), in dem eine pfiffige Stewardeß fürs FBI einen Waffenhändler überführen soll. QT-Fans werden schockiert sein über das Fehlen von Gewalt: Nur vier Leichen pflastern seinen Weg, nur einmal spritzt Hirn über die Windschutzscheibe. Dramaturgisch präzise und mit gewohnt lässigen Dialogen entwickelt Tarantino sein skurriles Figurenkabinett. Die spielfreudigen Akteure und der schmalzige 70er-Jahre-Soundtrack machen Quentins Krimi-Tango dennoch zum unterhaltsamen Kinovergnügen – ganz ohne Kult-Getue.“ (Bremer) CinemaxX, Casablanca (Ol)

Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit

„Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann – genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“ (Der Spiegel) Cinema

K

Kiss or Kill Australien 1997, R: Bill Bennett, D: Frances O'Connor, Matt Day

„Elf Nominierungen und schließlich fünf Auszeichnungen vom Australian Film Institute – mit diesen Referenzen wirbt „Kiss or Kill“ um Zuschauer für seine Geschichte um ein kriminelles Pärchen auf der Flucht vor Vergangenheit, Cops und einem zu allem entschlossenen Päderasten. Ein vermeintlich verstaubtes Szenario, das durch unverbrauchte Hauptdarsteller, eine nicht beliebig eingesetzte, sondern bewußt die Psyche der Figuren spiegelnde Jump-Cut-Schnitt-Technik und einen subtil ironischen Ton frischer wirkt als andere, sich gewichtiger und pompöser gebende Vertreter des Genres.“ (Blickpunkt: Film) Schauburg

L

Lebe lieber ungewöhnlich Großbritannien 1997, R: Danny Boyle, D: Ewan McGregor, Cameron Diaz, Holly Hunter

„Es gibt einige Momente in „Lebe lieber ungewöhnlich“, bei denen es möglich wird, die sexy, surrealistische Komödie zu erkennen, die Regisseur Danny Boyles und Drehbuchautor John Hodge wohl gerne gemacht hätten. Aber mit schlechtem Timing, unzusammenhängend und uneben, ist dieser so ambitionierte Film nur fasznienrend im Umfang seines Scheiterns. Mit dem Abschied von den makaberen Späßen ihrer ersten beiden Filme „Kleine Morde unter Freunden“ und „Trainspotting“ versuchten die beiden, ihren modischen, subversiven Pop-Stil in ein neues Genre zu verpflanzen: die Screwball-Romanze als Comic. Während die Komödien der 30er Jahre Sex in brillante Hänseleien sublimierten, poltern hier die Dialoge schwerfällig herum, um dann mit schwachen Gags über Menschen niederzukommen, denen die Partner mit ihren Aerobic-Trainern durchbrennen.“ (Sight and Sound) Cinema

Live Flesh Spanien/Frankreich 1997, R: Pedro Almodovar, D: Liberto Rabal, Jasier Bardem, Francesca Neri

„Aus der Perspektive eines Hurenhauses lassen sich auch den bitteren Jahren des Franco-Regimes noch grell-bunte Seiten abgewinnen. Langsam gleitet die Kamera durch die neonschrille Welt der Puffmutter Donja Cento, bevor sie vom Sog gellender Schreie angezogen wird: Eines der Mädchen windet sich mit spanischem Temperament unter Wehen; den Weg ins Krankenhaus wird sie nicht mehr schaffen. Nichts verläuft in diesem Film so wie es sein sollte, wie irgendjemand es sich wünscht oder erwartet. Das Leben bei Almodovar ist voller Umwege und Zufälle. „Live Flesh“ ist ein Melodram im Spannungsfeld von griechischer Tragödie und spanischer Farce. Hinter den schrillen Oberflächen eines klassischen Almodovar-Films tun sich die stillen Abgründe nuancenreicher Gefühle und doppeldeutiger Leidenschaften auf.“ (epd-film) Schauburg

M

Männer und Frauen – Die Gebrauchsanleitung Frankreich 1996, R: Claude Lelouch, D: Bernard Tapie, Fabrice Luchini

„Dies wäre kein französischer Film, wenn er tatsächlich eine Gebrauchsanleitung liefern würde. Und es geht auch weniger um Frauen als vielmehr um zwei Männer, von denen einer todkrank ist, der andere kerngesund. Weil aber die Ärztin mit dem Gesunden eine Rechnung offen hat, vertauscht sie die Untersuchungsergebnisse. Claude Lelouchs neues Werk handelt von nichts Geringerem als dem Leben und der Liebe, Krankheit und Tod. Eben ein französicher Film.“ (Der Spiegel) Atlantis

Der Mann mit der eisernen Maske USA 1998, R: Randall Wallace, D: Leonardo DiCaprio, Jeremy Irons, John Malkovich; Gerard Depardieu

„Bei „Titanic“ war das Eis sein Schicksal, jetzt spielt Leonardo DiCaprio selbst einen Eisberg: den jugendlichen Louis XIV., der seinen Hofstaat demütigt, das Volk hungern läßt und diverse Hofdamen flachlegt. Schlimm, schlimm, findet Übervater d'Artagnan, und prompt erwachen auch die anderen Musketiere aus dem Vorruhestand. Zwar sagen sie weiter brav ihre Kalendersprüche auf, ersinnen aber einen Plan, den bösen König gegen dessen Zwillingsbruder (DiCaprio zum zweiten) auszutauschen. Der langweilt sich in einem Kerker, hat darüber hinaus eine Maske vor dem Gesicht – vielleicht ganz praktisch während der Pubertät, auf die Dauer aber recht lästig. Also weg mit dem Ding und dem fiesen Bruder, der Thron ruft!“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter

The Man in the Iron Mask USA 1998, R: Randall Wallace, D: Leonardo DiCaprio, Jeremy Irons, John Malkovich, Gerad Depardieu

Originalfassung ohne Untertitel von „Der Mann mit der eisernen Maske. Kurzverriß siehe dort. UFA-Palast

Marvins Töchter USA 1996, R: Jerry Zaks, D: Meryl Streep, Leonoardo DiCaprio, Diane Keaton

„Zwei Schwestern um die 50. Während Lee früh das Weite gesucht hat und sich als alleinerziehende Mutter durchs Leben schlägt, hütet Bessie seit 20 Jahren aufopferungsvoll das Krankenbett ihres gelähmten Vaters – bis eines Tages bei ihr selbst Leukämie diagnostiziert wird. Jerry Zaks tragikomisches Familiendrama ist liebevoll, aber auch hausbacken inszeniert. Sehenswert sind die Schauspieler – allen voran Diane Keaton als hilflose Helferin und Meryl Streep, der es sichtlich gut tut, mal nicht die Sensible zu spielen, sondern eine Frau mit Biß.“ (tip) Aber jetzt, ein Jahr nach dem Bundesstart, kommt der Film nochmal ins Kino, weil Mr. Titanic Leonardo DiCaprio mitspielt. UFA-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Mäusejagd USA 1997, Gore Verbinski, D: Nathan Lane, Lee Evans

„Die Brüder Ernie und Lars Smuntz erben eine Fabrik, ein Haus und eine Maus. Die Fabrik scheint den Brüdern wertlos zu sein, das Haus aber wollen sie versteigern; nur die Maus muß raus. Der Werbefilmer Gore Verbinski nutzt diesen einfachen Plot, um zu zeigen, was er so alles kann. Aber nach der zehnten überrraschenden Kamerafahrt ist die „Tom und Jerry“-Dramaturgie verbraucht, und auch die Maus fängt irgendwann an, höllisch zu nerven.“ (tip) UT-Kinocenter, CinemaxX

Das Mercury Puzzle USA 1998, R: Harold Becker, D: Bruce Willis, Miko Hughes, Alec Baldwin

„Viele Fragen bleiben offen nach Harold Beckers letztlich enttäuschendem Thriller mit Starbesetzung. Der neunjährige Autist Simon knackt den geheimen Zugangscode zum noch geheimeren „Mercury-Programm“. Wie? Anscheinend stand der Code in einem Kreuzworträtselheft, natürlich verschlüsselt. Warum, bleibt offen. Um die weitere Verbreitung des Codes zu verhindern, schickt Lt. Colonel Kudrow (Alec Baldwin) sein Spezialisten los. Auftritt FBI-Agent Art Jeffries (Bruce Willis), der den kleinen Codeknacker beschützen will. Obwohl streckenweise nicht unspannend, mißlingt dem Drehbuch der Spagat zwischen „Der einzige Zeuge“, „Rain Man“ und so ziemlich jedem Actionstreifen mit Bruce Willis.“ (TV-Spielfilm) Europa, CinemaxX, UT-Kinocenter, Gloria (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Mr. Magoo USA 1997, R: Szanley Tong, Leslie Nielsen, Kelly Lynch

„Es ist bezeichnend, daß Disney in politisch korrekten Zeiten wie diesen am meisten damit zu tun hatte, die aufgebrachten Blindenverbände zu besänftigen. Am Ende des Films steht folglich ein Hinweis, nichts in „Magoo“ sei eine „akkurate Darstellung von Blindheit oder Sehschwäche“. Übersehen hat man dabei aber noch etwas: den Witz. Millionär Quincy Mogoo ist zu eitel (oder dämlich?), um eine Brille zu tragen, die er eigentlich dringend braucht. Das allein führt zu allerlei Chaos. Leslie Nielsen war mal komisch, jetzt ist er nur noch albern und stolpert durch kalmaukigen Slapstick, dem auch Regisseur Stanley Tong („Rumble in the Bronx“) nicht auf die Sprünge helfen kann.“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), CinemaxX

Mord im Weißen Haus USA 1997, R: Dwight H. Little, D: Wesley Snipes, Diane Lane

„Ein schwarzer Beamter des Washingtoner Morddezernats soll den Tod einer Frau aufklären, die im Weißen Haus ermordet wurde. Nicht nur durch die Secret-Service-Beamtin, die ihm an die Seite gestellt wird, merkt er, daß ihm nur frisierte Imformationen zugänglich sind, weil der Präsident, sein Sohn und der Sicherheitschef des Oval Office zu den Verdächtigen zählen. Polizei-Thriller, der sich damit begnügt, die Mechanismen des Genres routiniert in Gang zu setzten. Kurzatmige Anspielungen auf aktuelle Zusammenhänge verpuffen ohne inhaltlichen Widerhall.“ (film-dienst) CinemaxX, UFA-Palast, Passage (Del)

N

Die Nibelungen – Teil 1 Deutschland 1922, R: Fritz Lang, D: Margarete Schön, Paul Richter / Stummfilm mit Live-Musikbegleitung durch das Ensemble Metropolis Projekt

„Das monumentale Stummfilmwerk verarbeitet das bekannte vorchristliche Heldenepos. Obwohl die Großproduktion als Export- und Repräsentationsobjekt „deutscher Kultur“ gedacht war, schuf Lang kein nationalistisches Heldendenkmal, sondern inszenierte ein düsteres, konsequent stilisiertes Fresko des schicksalhaft sich vollziehenden Untergangs, in dem nicht Liebe und Treue, sondern Haß und Rache die Triebfedern der Handlung sind. Im ersten Teil „Siegfried“ dominieren statuarische Starre und dekoratives Pathos. Vollständig in künstlichen Dekorationen entstanden, erreicht der Film ein Höchstmaß an optischer Strenge und suggestiver Raumwirkung.“ (Lexikon des internationalen Films) Kino 46

Nihavend mucize (Heirat der Wunder) Türkei 1997, R: Atif Yilmaz, D: Türkan Soray, Lale Mansur / Originalfassung mit Untertiteln

Türkischer Spielfilm, der von dem Besitzer eines Filmstudios erzählt, der an einem schlimmen Ödipuskomplex leidet. Seine Mutter hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihn davon zu heilen, indem sie sich gebärdet wie eine ganz gewöhnliche Frau. Und dies macht sie, indem sie mit seinem Geschäftspartner flirtet - mit dramatischen Konsequenzen. Schauburg

O

Octalus – Der Tod aus der Tiefe USA 1997, Stephen Somers, D: Treat Williams, Famke Janssen

„Titanic -Regisseur Cameron darf sich geschmeichelt fühlen, angesichts der Deutlichkeit, mit der sich das Seemonster-Actionspektakel „Octalus“ bei seinem Unterwasserepos „Abyss“ und nebenbei der kompletten „Alien“-Saga bedient. Herausgekommen ist ein ganz spaßiger, vorhersehbarer B-Movie-Horror mit 1a-Effekten. Die Grundkonstellation scheint wohlbekannt: Ein wild durcheinandergewürfelter Haufen sieht sich auf einem Luxuskreuzer plötzlich einer Bedrohung aus den Tiefen des Meeres ausgesetzt und muß im gemeinsamen Kampf gegen einen Killerkraken zusammenhalten - so schwer es auch fällt.“ (V. Bleek) UFA-Palast

R

Reservoir Dogs USA 1991, R: Quentin Tarantino, D: Harvey Keitel, Tim Roth, Chris Penn

Das in seiner strengen Logik gnadenlose Abdriften des vermeintlich perfekten Verbrechens ins Chaos sowie die komplizierte Erzählstruktur hat Tarantino von Stanley Kubricks „The Killing“ übernommen, und die guten Kenner des Hongkong-Action-Kinos können genau belegen, aus welchen Filmen er welche Szenen abgekupfert hat. Dennoch ist Tarantino hier weit mehr als nur ein Epigone. Sein Film hat eine Sogwirkung, der man sich kaum entziehen kann. Jedes Bild, jeder Ton, jede Einstellung stimmt. Wie bei Kubricks Film liegt hier die feine Ironie von „Reservoir Dogs“: Das präzis geplante Verbrechen geht schief, der genauso perfektionistisch geplante Coup im Kino gelingt. (hip) City

S

Die Schwächen der Frauen Lux/Bel/F/Ch/P/Sp 1997, R: Luis Galvao Teles, D: Carmen Maura, Miou-Miou, Guesch Patti

„Was sind die geheimen Wünsche einer Frau von 40?“ recherchiert die Fernsehjournalistin Linda Lapa in diesem Film, und die Antworten, die sie von ihren Freundinnen erhält sind keine großen Überraschungen: „Cherchez l–homme“ ist das Grundthema dieses Episodenfilms, in dem fünf Filmstars aus vier verschiedenen Ländern in einer Art Reigen zu sehen sind – alle sind sie schicke Heldinnen aus der Oberschicht, und mit einer Ausnahme enden all ihre romantischen Verwicklungen mit einem Happy end. Teles hat für die leichtfüßige Liebeskomödie den passend eleganten Stil, und das romantische Lissabon beweist hier einmal mehr, daß es neben Venedig die schönste Filmstadt Europas ist. (hip) City

Scream 2 USA 1997, R: Wes Craven, D: Neve Campbell, Courtney Cox, David Arquette

„In einer der besten Szenen dieses Films wird über Fortsetzungen berühmter Filme diskutiert und warum die niemals gelingen können. „Scream 2“ ist eine Fortsetzung, und sie ist noch gelungener als ihr Vorgänger. Womit einiges über die Ironie, den Witz und die Cleverness dieses Horrorfilms von Wes Craven (Regie) und Kevin Williamson (Buch) erzählt wäre, der sein eigenes Genre spiegelt, um das Spiegelbild noch einmal zu spiegeln.“ (Der Spiegel) CinemaxX, Wall- & Ziegelhofkinos

Siddhartha USA 1972, R: Conrad Rooks, D: Shasi Kapoor, Simi Gareqwal

„Ein glitzernder, spielfilmlanger Werbespot, dessen Ursprung Hesses Roman über den schönen Bramahnen ist. Alles wird zu einem weichen, undeutlich symbolischen Spektakel in einer Landschaft, die so kitschig wirkt wie die Illustration auf einer Keksdose.“ (Time Out) Cinema

Das süße Jenseits Kanada 1997, R: Atom Egojan, D: Ian Holm, Sarah Polley, Bruce Greenwood

„Es scheint, als hätte die Eisdecke bereits die Geschichte unter sich begraben, in sich vereinleibt. Bei einem Unfall mit dem Schulbus kommen die Kinder einer kleinen Gemeinde im Norden der USA ums Leben. Untrennbar ist die weiße Einöde nun mit der Geschichte verbunden. Der Schnee legt sich nicht nur über Berge und Wälder, auch über den Schmerz der Hinterbliebenen. Ein Anwalt, ein Fremder, versucht die Eltern zu einer Klage gegen die Busgesellschaft zu bewegen - auch er schleppt eine schmerzliche Erfahrung mit sich herum. Schicht um Schicht dringt der Film ins Zentrum des Geschehens vor, macht den Verlust erfahrbar. Atom Egoyan konfrontiert mit Ereignissen, die außerhalb unseres Vorstellungsvermögens liegen.“ (tip) Filmstudio

T

The Gingerbread Man USA 1997, R: Robert Altman, D: Kenneth Branagh, Robert Downey jr.

„Nach Francis Ford Coppola („Der Regenmacher“) hat sich ein weiterer Held des US-Autorenfilm an die Herausforderung Grisham gewagt, und natürlich entledigt sich der Halunke Robert Altman des Hollywood-Auftragsjobs mit der ihm eigenen List. Die Erwartung, daß Thriller drin ist, wo Grisham draufsteht, konterkariert er mit verwegenen Schlenkern in andere Genres und einer irritierenden Verschleppung des Tempos. Bei seinem eleganten Sabotage-Akt kommt Altman entgegen, daß die Vorlage – ein frühes, unveröffentlichtes Werk – nicht ganz dem Schema G entspricht. Statt eines idealistischen Jura-Ritters ist der Held hier ein skrupelloser Karrierist, der nicht den Kapitalismus bekämpft, sondern die eigene Selbstherrlichkeit. Ehe er das schafft, läßt Altman ihn ganz nett zappeln.“ (Der Spiegel) City

The Silence of the Lambs USA 1990, R: Jonathan Demme, D: Jodie Foster, Anthony Hopkins / Originalfassung ohne Untertitel

„Was Demme zeigt, ist der Stoff, von dem hunderte Boulevardzeitungen tagtäglich leben, verfeinert mit Intelligenz und souveräner Beherrschung der Mittel. Ein faszinierender Film, eine neue Vision des Horrors.“ (Frankfurter Rundschau) Kino 46

Titanic USA 1997, R: James Cameron, D: Leonardo DiCaprio, Kate Winslet

„Nicht Cameron hat ein Thema gefunden, sondern das Thema ihn. Dem Drehbuchautor und Regisseur kommt es dabei nicht auf Symbole und Metaphern an. Er sucht das private Drama in der Kollision zwischen menschlicher Hybris und der von aller technischen Raffinesse unbeeindruckten Natur. So besitzt dieser Actionfilm durchaus Züge eines Kammerspiels, die den Fluß der Katastrophe immer wieder auf produktive Weise hemmen - im Dienste einer großen, altmodisch erzählten Love-story.“ (epd-Film) CinemaxX, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhof (Ol)

True Romance USA 1993, R: Tony Scott, D: Patricia Arquette, Christian Slater, Gary Oldman

„Der Elvis-Fan Clarence und das Callgirl Alabama kommen unerwartet an einen Koffer voll Kokain. Vor der Drogenmafia fliehen sie nach Hollywood, wo sie den Stoff versetzen wollen. Ein Comic- und Pop-art-Märchen mit einem umwerfenden Showdown und einem hemmungslos überzogenen Happy-End. Der nie erlahmende Motor von „True Romance“ sind die Träume, Bilder und Klischees der Filmfabriken in Hollywood.“ (tip) City

U

Und vor mir die Sterne Deutschland 1998, R: Ulrike Franke, Michael Loeken

Dieser Dokumentarfilm beschreibt den Lebensweg von Renate Kern. Die Schlagersängerin aus Wildeshausen feierte in den 60ern Hits wie „Du mußt mit den Wimpern klimpern“, versuchte in den 80ern ein Comeback als die deutsche Countrysängerin Nancy Wood, blieb aber im Grunde immer in der niedersächsischen Provinz stecken und nahm sich 1991 bei Delmenhorst das Leben. Kollegen, Fans und Verwandte erzählen von ihrem Auf- und Abstieg, und dabei entsteht ein sehr genaues und exemplarisches Bild von einer Frau, die zwar das Talent, aber nicht das dicke Fell hatte, um im deutschen Showgeschäft zu überleben. Der Film ist komisch, berührend und manchmal fast schon böswillig. (hip) Europa, Gloria (Del)

U.S. Marshals USA 1998, R: Stuart Baird, D: Tommy Lee Jones, Wesley Snipes / Orignialfassung ohne Untertitel

Kurzkritik siehe unter „Auf der Jagd“. UFA-Palast

V

Vier Geschichten über fünf Tote Deutschland 1997, R: Lars Büschel, D: Thira Walke, Sibylle Brunner, Rainer Bock

„Mit bemerkenswerter Offen- und Unvoreingenommenheit nähert sich der Film dem Tabuthema „Tod und Sterben“, wobei er mit der märchenhaften Ankunft von soeben Verstorbenen in einer Art Himmel vier Episoden verklammert. Die Neuankömmlinge in diesem „Himmel“ können durch ein Fernrohr ihrer eigenen Beerdigung zuschauen und dabei die tiefe Trauer, manche Heuchelei, aber auch so manche ausgesprochen amüsante Ungeschicklichkeit der Lebenden verfolgen. Trauer und Komik werden auf mal irritierende, mal Widerspruch herausfordernde Weise in einem letzlich tröstlichen Zusammenhang gebracht.“ (film-dienst) Cinema

W

Welcome To Sarajevo Großbritannien 1997, R: Michael Winterbottom, D: Stephen Dillane, Woody Harrelson, Marisa Tomei

„Michael Winterbottoms Film ist kein weiteres Lamento über die Rolle der Medien und ihrer Komsumenten angesichts eines Krieges, im Gegenteil. Er erzählt von Menschen, die ihre Beobachterposition aufgeben, die sich einmischen. Im Mittelpunkt steht der englische Journalist Michael Henderson, der anläßlich einer Reportage über ein Waisenhaus nahe der Front der halbwüchsigen Emira verspricht, sie aus dem Inferno zu retten. Als sich die Möglichkeit ergibt, eine Gruppe von Kindern außer Landes zu bringen, nimmt er Emira mit. Winterbottoms Film verbindet die Spielszenen behutsam mit dokumentarischem Material und vermeidet damit den Eindruck, die Spannung des Geschehens durch nachgestellte Szenen noch steigern zu wollen. Ebenso verzichtet er auf eine „kinogemäße“ Zuspitzung der Geschichte, die damit ganz ohne den klassischen Plot auskommt. Der Film gewinnt seine Dramatik vielmehr aus seiner Konzentration auf das alltägliche Grauen, das das Leben der Menschen hier bestimmt. Dies ist der humane Grundzug dieses Films, dem es nicht um die politische Anatomie eines Konfliktes, sondern um dessen Opfer geht.“ (epd-film) Schauburg

Winterschläfer Deutschland 1997, R: Tom Tykwer, D: Ulrich Matthes, Marie-Lou Sellem, Florianne Daniel

„Von der Unmöglichkeit der Liebe handeln seine Filme, sagt Regisseur Tom Tykwer. Hier sind es gleich fünf Menschen, deren Schicksal er auf eine Weise miteinander verknüpft, die in ihrer geschickten Konstruktion mitunter an Robert Altmans „Short Cuts“ erinnert. Ein mysteriöser Autounfall bringt das folgenreiche Personenkarussell in Gang. Unterstützt von brillianten Darstellern gelingt Tykwer das Kunststück, intellektuelles europäisches „Kopfkino“ mit sinnlicher Emotionalität zu verbinden. Ein kleines Kunstwerk, in ruhigen, eleganten Bildern inszeniert.“ (TV-Spielfilm) Kino 46

Z

Das Zauberbuch Deutschland/Tschechien 1996, R: Vaclav Vorlicek, D: Tina Ruland, Uwe Ochsenknecht

„Der Stoff, aus dem man gute Märchenfilme macht: Eine häßliche Zauberin mitsamt Katze und Knecht, ein Herr des Feuers, eine gute Fee, ein König plus reizender Tochter, ein habgieriger Prinz, der sich sehr unterscheidet von ehrenhaften Prinzen, und allerlei Nebenfiguren, die den königlichen Hof bevölkern. Mit dem Zauberbuch hat Vaclav Vorlicek sich an ein actionsreiches Märchen herangewagt, mit vielfältiger Figurenkonstellation und kompliziert aufgebauten Spannungsbögen. Und der Film birgt nicht nur Spannung, sondern auch Witz und Humor.“ (epd-film) Gondel