Der Regisseur heißt Alan Smithee

■ Der Mann, der die mißglückten Filme verantwortet, versagt erneut

Schlichtheit kann eine knorke Sache sein, wenn man sie kann. Das gilt nicht nur für Hardrock, sondern auch für Filmklamotten. Wenn die Zucker-Brothers AC/DC sind und „Die nackte Kanone“ ungefähr „Highway To Hell“, dann ist „Fahr zur Hölle, Hollywood“ allerdings leider nur „Final Countdown“ von Europe.

Dabei läßt sich die Idee ganz gut an. Ex-Monty-Python Eric Idle spielt eines dieser wunderlichen Wesen, denen Hollywood-Studios Heerscharen von Mitarbeitern und Millionen von Dollars zur Verfügung stellen, damit sie ihre visuellen Visionen verwirklichen können. Man nennt sie Regisseure und gibt ihnen haufenweise gutgemeinte Ratschläge, aber ganz bestimmt nicht die Kontrolle über den Endschnitt, und dann sind sie auch noch beleidigt und wollen nicht, daß ihr Name mit ihrem Werk in Verbindung gebracht wird.

Für diesen Fall hat die Director's Guild of America das Pseudonym Alan Smithee vorgesehen. Dummerweise aber trägt Eric Idle in diesem Film den Namen Alan Smithee, klaut das Filmnegativ der 200-Millionen-Dollar-Produktion und läßt sich live von Larry King interviewen, was natürlich panische Betriebsamkeit auslöst. Hätte man die Zuckers darauf losgelassen, wäre man wohl mit wundgeklopften Schenkeln aus dem Kino gekommen und ein bißchen beschämt davon, daß man über so doofe Witze so laut gelacht hat.

Nur leider heißt der Regisseur von „Fahr zur Hölle, Hollywood“ auch Alan Smithee, und das ist nicht nur ein Witz, sondern hat auch seinen guten Grund. Drehbuchautor Joe Eszterhas ist nicht viel mehr eingefallen, als die Geschichte nachträglich von den Beteiligten erzählen zu lassen. So sprechen Idle, Ryan O'Neal als Produzent, oder Whoopie Goldberg, Sylvester Stallone und Chackie Chan als sie selbst immer tapfer in die angeblich dokumentarische Kamera. Dann wackelt das Bild noch ein bißchen, aber das war's dann auch: Nie verwischt wirklich die Grenze zwischen Doku und Fiktion.

Eszterhas, trotz unglaublicher Flops wie „Showgirls“ immer noch einer der bestbezahlten Drehbuchautoren Hollywoods, spielt sich zwar selbst und hat einige hübsche Selbstverarschungen eingebaut, aber lustig will dieser Film nur sehr selten werden, weil die Handlung vorhersehbar und die Dialoge langweilig sind. Wer es witzig findet, daß O'Neal einer geblasen wird, während er sich interviewen läßt, der ist immerhin richtig.

Prototypen ins Klischee zu übertreiben, immerhin das lernen wir in „Fahr zur Hölle, Hollywood“, funktioniert auch nicht immer. Dasselbe gilt für Cameo-Auftritte und Insiderscherze. Und leider wohl auch für Filmklamotten und Hardrock. Thomas Winkler

„Fahr zur Hölle, Hollywood“, von Alan Smithee, B: Joe Eszterhas, mit Eric Idle, Ryan O'Neal, Chuck D, Coolio. USA 1997, 89 Min.