Das Portrait
: Aus der stillen Reserve gelockt

■ Birgit Fischer

Birgit Fischer ist neue NRW- Ministerin für Frauen, Familie und Gesundheit Foto: Frank Rogner/Netzhaut

Als erste Frau im Amt einer parlamentarischen Fraktionsgeschäftsführerin machte sie im Dezember 1991 Schlagzeilen. Seither hat man von der heute 44jährigen SPD-Abgeordneten wenig gehört. Das liegt einerseits am Job, der sich still im Hintergrund am besten erledigen läßt. Andererseits ist Birgit Fischer zurückhaltend: Mitarbeiter im Düsseldorfer SPD-Fraktionsbüro beschreiben ihre (Ex-)Chefin als eine, „die in der Öffentlichkeit nicht vorprescht“.

Als Ministerin für Frauen, Familie und Gesundheit wird sie diese Zurückhaltung aufgeben müssen. Ob Fischer – wie ihre Vorgängerin Ilse Ridder-Melchers – die Zusammenlegung des Gleichstellungsministeriums mit den Ressorts Familie und Gesundheit als frauenpolitischen Rückschlag wertet, ist nicht bekannt. Immerhin hat sie von 1986 bis 1990 als Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bochum mit Frauenförderung praktische Erfahrungen sammeln können.

Im Dezember 1991 holte Friedhelm Fahrtmann die frischgebackene Landtagsabgeordnete, die der Parteilinken zugerechnet wird, auf den Posten der parlamentarischen Geschäftsführerin. Mit dieser Entscheidung überraschte er politische Beobachter, denn Fahrtmann war kein Freund der Frauenquote. Er sah aber die Probleme eines überalterten SPD-Apparates voraus. Die damals 38jährige war sein Beitrag zum Generationenwechsel in der nordrhein- westfälischen SPD.

Als nur 72 von 113 anwesenden SPD-Parlamentariern dem Fahrtmann-Vorschlag folgten, kommentierte Fischer gelassen: „Bei einer Frau denkt jeder: Schafft sie das? Aber ich hätte es nicht gemacht, wenn ich mir das nicht zutraute.“

Daß sieben Jahre als Fraktionsgeschäftsführerin sie in den Augen von Wolfgang Clement ministrabel machten, spricht für Fischers taktisches Geschick. Wer in dieser Funktion in der Lage ist, Tretminen zu vermeiden und Klippen zu umschiffen, der hat eine politische Zukunft vor sich. Das prophezeite schon 1991 die WAZ mit Hinweis auf Günter Einert, der es von diesem Sprungbrett aus zum NRW-Wirtschaftsminister brachte. Sieben Jahre später zeigt sich auch Birgit Fischer, verheiratet mit einem Betriebswirt und Mutter eines 14jährigen Sohnes, daß der Job der parlamentarischen Fraktionsführerin ein Schleudersitz nach oben sein kann. Daniela Weingärtner