Ohne Zweifel geschafft

■ Bremens erste Müllwerkerinnen: In ihrem Beruf wollen sie noch aufsteigen. Von den Kollegen sagen sie: „Die Männer sind nett, neugierig – und tratschen ganz schön“

Bärbel Peters erinnert sich noch genau an jenen Tag vor zwei etwa Jahren, als sie Müllwerkerin wurde. Bremens erste. Morgens um sieben hatte die schlanke, rotblonde Frau ihren ersten öffentlichen Auftritt. In der Kantine, vor einem Meer aus orangefarbenen Müllwerkerwesten. Drin steckten die künftigen Kollegen. 200. AllesMänner.

„Ein bißchen nervös war ich schon, als ich da vorne stand“, gibt die zierliche Person heute zu. Aber dann sei alles ganz harmlos gewesen. „Das ist die neue Kollegin“, habe es geheißen. „Und das war's“. Gerede und besondere Reaktionen habe es unter den Zupackern in den bulligen Leuchtfarbenwesten nicht gegeben – als hätten vor ihr schon Generationen von Frauen für die Bremer Entsorgungsbetriebe (BEB) die Straße gereinigt. Dann schränkt sie ein: „Aber ich kriege ja auch nicht alles mit.“ Und daß mittlerweile selbst der Vater und die Brüder, übrigens alles Müllwerker, ihre zumeist fürsorglichen Zweifel, „ob die Bärbel das schafft“, begraben hätten.

Die Leute auf der Straße dagegen, Frauen und Männer, alte und junge, fragen sie auf ihren Touren durch die Stadtbezirke rechts der Weser immer noch, ob ihr diese Arbeit als Frau nicht viel zu schwer sei. „Dabei ist das Fegen eigentlich ganz locker“, sagt sie. „Aber einsam. In den Randbezirken siehst Du den ganzen Tag nix als Straßen; Innenstadt fegen ist schöner.“

Am schönsten ist Abwechslung: Mal Gelber Sack, mal Sperrmüll, mal Bio- oder Restmülltonne. Das alles hat die Fegerin schon gemacht – und will es weiter tun, wenn, ja wenn ihr befristeter Vertrag verlängert wird. Die Privatisierung der Abfalltochter der BEB liegt ihr „wie allen Kollegen“ schwer im Magen. Aber wenn es mit ihr und den Müllentsorgern weitergeht, will sie – wie ihre weiblichen Mitstreiterinnen Nummer zwei und drei, Fabiola Anger und Iris Canikdere – später mal aufsteigen. Das heißt: Regelmäßig auf dem Müllwagen mitfahren und dort oben stehen, wo bisher nur Männer – für mehr Geld – die Tonnen wuppen.

„Naja, die Tonnen rollen“, sagen die Frauen. „So schwer ist das gar nicht.“ Vom Anfängerinnenpech mal abgesehen, wenn der Wagen nicht nur den Müll, sondern, wie gerade gestern geschehen, gleich die ganze Tonne auf ein Mal schluckt. „Dann sagen die Männer, das passiert uns auch“, bleiben die Frauen gelassen. Nett seien die Kollegen eben. Und neugierig.

„Als wir gestern runtergerufen wurden, wegen der Zeitung, weil wir doch die ersten Bremer Müllwerkerinnen sind, wollten hinterher alle wissen, was los ist.“ Daß die Frauen jetzt einen festen Vertrag bekämen, mutmaßten die einen. Die anderen, daß sie jetzt groß rauskämen. „Männer tratschen ganz schön“, lachen Fabiola und Bärbel. Und berichten, daß die Kollegen auch Einfühlungsvermögen haben.

„Wenn ich mal schlecht drauf bin, fragen die, hast Du Deine Tage“, lacht Fabiola, die mit ihrer Fußball-Frauschaft aus der Verbandsliga schon die BEB-internen Austragungen verstärkt hat. Und Bärbel weiß: Wenn's mal pressiert und das Klo noch weit ist, gibt es immer eine Lösung. Hier ein Kiosk, da ein freundlicher Geschäftsinhaber und dort ein Kontroll-Kollege, der sie „eben mal fährt“. Und ansonsten heißt es, „nicht so viel Kaffee trinken.“ ede