■ Störzeile
: Schluß mit Ladenschluß

Jetzt mal ganz unter uns: Mir würde ja ohne das Ladenschlußgesetzt etwas fehlen. Dieser Adrenalinstoß zum Beispiel, wenn man um fünfvorhalbsieben von der Arbeit in den Supermarkt stürzt, geschickt die Verkäuferin an der Tür mit dem bösen Blick und dem Schlüssel umschifft, um dann wahllos alles ins Wä-gelchen zu werfen, was man eigentlich gar nicht essen kann.

Oder samstags, wenn man vom Bett auf die Straße fällt, um an dem einzigen konsum-geweihten Tag der arbeitenden Bevölkerung mit schlaf-verklebten Augen noch sein Geld loszuwerden. Ohne diese Hektik, die wir dem Ladenschlußgesetz von anno 1957 verdanken, drohte einem am Wochenende doch richtig gemütlich zu werden.

Außerdem hilft es auch beim Sparen: all die Sonnenschirme, Unterhosen oder 1000 Töpfe, die man schon seit langem kaufen wollte, aber nicht dazu kommt. Andererseits schafft es Arbeitsplätze in der Gastronomie, wo selbige Märker angesichts der Kühlschranksituation – bestenfalls nicht kombinierbare Zutaten – hinfließen.

Warum sollte außerdem eine elternfreundlichere Arbeitszeit als die von 9 bis 18.30 Uhr geschaffen werden? Und VerkäuferInnen z. B. von einem Sechs-Stunden-Tag profitieren? Andere Mammis und Pappis kriegen ihre Blagen schließlich auch nicht zu Gesicht.

Da hilft auch das Schielen nach US-Amerika mit seinen unbegrenzten Einkaufsmöglichkeiten nichts. Man sollte zu seinen kulturellen Eigentümlichkeiten stehen. Der Forderung „Schluß mit Ladenschluß“ haftet außerdem der FDP-Makel an. Aber ganz im Vertrauen: Sonntags einkaufen wäre für mich das Schönste. Silke Mertins