■ Soundcheck
: Jamiroquai / Brecker Brothers

Gehört: Jamiroquai. Der Park war ausverkauft. Der Autor, in Puma „Dakota“, mußte um den Einlaß fighten, dabei blieb die Begleitung auf der Strecke – sorry. Nachdem das Tor überwunden war: Drängelei im vollen Rund, aber mit Begeisterung, zumindest die Menge. Das Happening begann am Samstag pünktlich um 23 vor acht. Und wir – kollektive Erlebnisse erfordern kollektive Floskeln – hatten Spaß. Richtig los ging's aber erst mit Jay Kays Statement „Speed limits are shit“ – der Funke, der die Joints zum Glühen brachte. Zum Schwitzen brachten uns die Funk-Grooves. Ja, uns (dem Publikum) machte der Gig mindestens ebensoviel Spaß wie den Musikern. Der Aufforderung, auf der Bühne zu singen, mochte zwar niemand nachkommen, aber auf die Frage „Who is rollin' good joints?“ kamen postwendend Tüten – zur Belohnung durfte sich der Schnellste aus Jay Kays Vorräten auf der Bühne einen zusammenbauen. Soviel zur Stimmung. Der Sympa hatte uns schnell im Griff. Die Kombination aus Spaß beim Spielen und schnellem Soul-Funk mit Bläsern und Samples machten den Abend zu einem „Dance-in“.

Es gibt Musik, die zu Hause vor der Anlage – oder der Glotze – nicht wirkt. Da braucht es Clubs – oder den Stadtpark (“nice place“, JK).

Das Didjeridoo-Solo mit DJ-Begleitung versetzte in Staunen: Traditionelle Intrumente werden oft unterschätzt. Wir Dabeigewesenen genossen den Abend. Einige von uns waren allerdings eklig. Erst schmissen sie mit Joints, und dann mit – Wurst. Die kam aber zum Schluß gerechterweise zurück. Andreas Albert

Gehört: Brecker Brothers. Sie könnten als nachträglicher Beitrag der Markthalle zum West-Port-Festival verstanden werden: The Brecker Brothers, seit 20 Jahren Inbegriff professioneller und reifer Spielweise. Mit 30minütiger Verspätung traten sie auf die viel zu heiße Bühne der nur zu einem Drittel mit wahren Fans angefüllten Jazz-Sauna. Und gleich zu Beginn zelebrierten die Gebrüder Brecker beste Fusion-Qualität, die bei den ersten beiden Stücken deutliche Reminiszenzen an Miles Davis' Bitches Brew aufwies.

Die sechsköpfige Band, bei der besonders der Trommler Rodney Holmes und der Bassist James Genus zu überzeugen wußten, glitt dann aber leider in 70er Jahre Jazz-Rock-Gefiedel ab. Zudem war der Sound des Saxophons kaputt, und so gab es bereits nach 45 Minuten eine Soundcheck-Pause, von der sich die Musiker bis gegen Ende des zweiten Sets nicht mehr recht erholten. Abgeklärt und abgekühlt spielten sie eher sachlich ihre melodiösen Balladen herunter. Einzig der sehr präsente Trompeter Randy profilierte sich in dieser Phase mit scharfen BeBop-Soli.

Gegen Ende währte man dann wieder den Anfängen: Saxophonist Michael Brecker spielte sich mit einer solistischen Einlage zu gesampelten Rhythmen und Klängen in einen extatischen Rausch, der für die wenig inspirierte 2. Halbzeit entschädigte. Sein Ritt durch eine Techno-, Hip Hop- und Afrika-Rhythmologie ließ die Temperatur auf 50 Grad steigen und provozierte noch eine deftige Zugabe.

Gunnar F. Gerlach