Platz genug für alle auf der Zeisewiese

■ Ottensen: 138 Wohnungen für ein halbes Dutzend Projekte / Bauis dürfen bleiben

Manchmal genügt ein Wort, und schon geschehen stadtentwicklungspolitische Zeichen und Wunder. Einen Tag, nachdem Senator Mirow (SPD) eine verstärkte „Betroffenenbeteiligung“ bei allen künftigen Planungen per Stadtentwicklungskonzept verordnet hat, bejubelten GAL und SPD in Altona gestern eiligst deren Vollzug: Sämtliche Wohnprojekte der „Zeise-Initiative“, die seit drei Jahren ein Bebauungskonzept für die Zeisewiese in Ottensen entwickelt, haben ein begehrtes Plätzchen auf dem städtischen Gelände ergattert.

Insgesamt 138 Wohnungen mit einer Wohnfläche von rund 8 900 Quadratmetern sollen als fünfgeschossiger Blockbau im Karree zwischen Erdmannstraße, Friedensallee, Behringstraße und Am Born mit Gärten im Innenhof entstehen. Die derzeit auf der Zeisewiese lebenden Bauwagenleute dürfen wider Erwarten bleiben: „Sechs Wagen können auf dem Streifen zur Behringstraße hin stehen, und für die anderen suchen wir nach einem geeigneten Standort“, versprach GALier Martin Below.

Die übrigen künftigen Nachbarn sind auch schon bekannt. Es handelt sich um die Gruppen Kaframänki und Womms (je zehn Wohneinheiten – WE – für Einzelne, Paare und Alleinerziehende), Wohn-träume (zehn WE für Wohnungslose und Jugendliche), Altonaer Spar- und Bauverein (40 WE für BewerberInnen des gleichnamigen Vereins), rosaluxuslilalottaburg (24 WE für alleinerziehende Frauen), Arche Nora (zehn WE für Frauen unterschiedlichen Alters), Villa Konsens (zehn WE für Einzelpersonen und Familien) sowie 38 Eigentumswohnungen (davon zehn für ein Wohngruppenprojekt und 28 weitere, für die noch InteressentInnen gesucht werden).

Neu sei nicht nur die Mischung verschiedener Finanzierungsformen (sozialer Wohnungsbau, Genossenschaft, Eigentumswohnungen), sondern auch die „Planungsbeteiligung der BewohnerInnen“, freut sich Architektin Iris Neitmann, die mit ihrer Kollegin Beata Huke-Schubert das städtebauliche Konzept betreut hat.

Die „Anhandgabe“ des Grundstücks durch die Liegenschaftsverwaltung, die den Wohngruppen die Fläche reserviert, erfolgte vor einer Woche. „Es war eben Platz genug für alle da“, tat Finanzbehörden-Sprecher Rainer Wiemers gestern so, als sei die glückliche Lösung nichts anderes als die logische Konsequenz eines „üblichen Planungsvorgangs“.

Um den hatte es noch im Frühsommer hitzige Debatten gegeben. Als finanzschwächste Gruppe fürchteten die Mütter der rosaluxuslilalottaburg, vom Gelände verdrängt zu werden: Anstelle ihres Wohnprojekts waren 40 Eigentumswohnungen im Gespräch (taz berichtete). Eine Umverteilung schuf jetzt Platz für alle. Wenn demnächst die Bauanträge genehmigt werden und die Finanzierung klappt, könnten im Frühjahr die Bagger anrollen. Heike Haarhoff