Nur im Prinzip kostenlos

■ Nach Senats-Vorstellungen soll der FC St. Pauli für Zusatzflächen zahlen

Die ersten Schritte in die neue Saison waren beim gestrigen Trainingsauftakt noch nicht getan, da geriet der FC St. Pauli schon ins Stolpern. Dafür sorgte die Antwort des Senats auf die Kleine Anfrage des SPD-Abgeordneten Peter Kämmerer. Der hatte wissen wollen, ob der Bundesliga-Neuling die Erweiterungsflächen ums Wilhelm-Koch-Stadion kostenlos von der Stadt erhalten würde, wie einst versprochen (die taz berichtete).

Ähnlich wie eine Meldung Radio Eriwans liest sich die Senats-Antwort. Im Prinzip ja, aber die Flächen, die nicht für rein sportliche Zwecke (Ausbau der Tribünen) gebraucht würden, sollen „nach den Planungen des Sportamts in Abstimmung mit dem Verein erst zu einem späteren Zeitpunkt von der Behörde für Inneres erworben und dann dem Verein überlassen werden, soweit Haushaltsmittel vorhanden sind“.

Im Klartext: Der FC St. Pauli muß bis zu einer Entscheidung zumindest für die Nutzung der Zusatzflächen an der Budapester Straße Miete an das Liegenschaftsamt zahlen (circa 25 000 Mark pro Jahr). Reinhard Kock, als Architekt für den Ausbau des Millerntor-Stadions zuständig, sieht dennoch keinen Grund zur Aufregung. „Wir können uns nicht vorstellen, daß es soweit kommt“, erklärte er gestern gegenüber der taz.

Innensenator Hartmut Wrocklage verteidigte die Behördenpläne und betonte, daß die Stadt den FC St. Pauli „ausgerechnet nach seinem Aufstieg nicht im Stich lassen“ wolle. Das Sportamt werde sich in den Verhandlungen wie „ein ehrlicher Makler um einen gerechten Ausgleich zwischen den Interessen des Vereins und anderer Hamburger Behörden bemühen“. Man werde „eine vernünftige Lösung finden“, es ginge ja nicht um „Beträge, die die Welt zum Zusammenbruch bringen“.

Die Welt vielleicht nicht, aber den Erstliga-Aufsteiger schon. „Wir brauchen eine entgeltfreie Nutzung, sonst können wir wirtschaftlich nicht überleben“, sagte Kock, der sich wundert, daß plötzlich finanzielle Forderungen gestellt würden. Überhaupt frage er sich, wie der Sinneswandel der Stadtväter zu erklären sei, da diese doch wüßten, daß dem FC St. Pauli „keine zusätzlichen Mittel zur Verfügung stehen“.

Einen Konflikt wolle er mit Senat und Bezirksamt Mitte in diesem „Flächen-Titulierungsstreit“ nicht, aber dennoch „eindeutig klarmachen, welche Interessen wir haben“. Wie das geschehen soll, konnte Kock jedoch nicht sagen. Das Naheliegendste wäre der Verhandlungsweg, den die Stadt auch schon eingeschlagen hat. Der Stellvertretende Leiter des Sportamts, Rolf Ehrich, hat Kock und Präsident Heinz Weisener für kommenden Donnerstag zu Gesprächen eingeladen. Den Termin können beide jedoch nicht wahrnehmen, da sie dann nicht in Hamburg sein werden. „Vielleicht können wir das Problem aber auch schon vorher klären“, hofft Kock, „spätestens jedoch in der ersten Augustwoche.“ Die Zeit rennt dem FC auf jeden Fall davon: Am 12. August steht das erste Punktspiel gegen 1860 München an. Clemens Gerlach