Um den Daumen drücken

Martins Okoro soll mit Paß abgeschoben werden, dessen Foto einen anderen Mann zeigt. Behörde gegen klärenden Fingerabdruck  ■ Von Elke Spanner

Nur ein Fingerabdruck trennt Martins Okoro von seiner Abschiebung. Die ist zwar unmöglich, denn der Nigerianer hat keinen Paß. Für die Ausländerbehörde ist das jedoch kein Hindernis. „Sie versucht, meinen Mandanten mit einem Paß abzuschieben, der nicht seiner ist“, sagte gestern Okoros Anwältin Christiane Yüksel.

Weil die nigerianische Botschaft Flüchtlingen keine Paßersatzpapiere ausstellt, sind Abschiebungen in das westafrikanische Land besonders schwierig. Bei einer Durchsuchung von Okoros Zimmer fanden Polizisten im September vorigen Jahres jedoch einen nigerianischen Paß. Der lautet zwar auf einen anderen Namen, und das Bild zeigt einen anderen Mann. Dennoch beharrt die Ausländerbehörde darauf, es sei Okoros. Mit diesem Papier wollte sie ihn bereits am 21. April zurückschicken. Okoro stoppte die Abschiebung zunächst, indem er eine Petition einreichte. Über die soll voraussichtlich am kommenden Freitag entschieden werden.

Der Beweis über die Unechtheit des Passes wäre laut Anwältin Yüksel leicht zu führen. „Darauf ist ein Fingerabdruck. Der müßte nur mit dem meines Mandanten verglichen werden.“ Ausländerbehördensprecher Norbert Smekal widerspricht. Der Fingerabdruck im Ausweis sei qualitativ nicht mit denen vergleichbar, die deutsche Behörden anfertigen. Statt dessen will seine Behörde Okoro nun bei der nigerianischen Botschaft in Bonn vorführen, um ein Paßersatzpapier zu beantragen.

Damit, so Claudia Leitsch vom Flüchtlingsrat, würde die Behörde immerhin eingestehen, einen Fehler begangen zu haben, als sie Okoro schon Anfang April in Abschiebehaft nehmen ließ. So weit weicht die Ausländerbehörde jedoch nicht zurück. Immerhin, so Smekal, gebe es „Anhaltspunkte dafür, daß der Mann auf dem Lichtbild und Okoro identische Personen sein könnten“.

Daß die Ausländerbehörde es mit der Echtheit nützlicher Papiere manchmal nicht allzu genau nimmt, war in den vergangenen Monaten des öfteren bekannt geworden. Im August etwa sollten 13 Männer aus Liberia und Sierra Leone mit gefälschten Paßersatzpapieren nach Gambia abgeschoben werden. Die Botschaft des westafrikanischen Landes stoppte den Versuch: Die Papiere seien „gefälscht und ungültig“.

Nun droht auch Okoro das Schicksal, mit falschen Papieren in das Land zurückkehren zu müssen, aus dem er wegen seiner Aktivitäten in einer oppositionellen Studentengruppe fliehen mußte. „Er ist dadurch in seinem Leben bedroht“, warnte gestern der Hamburger Flüchtlingsrat. Thomas Mösch vom „Arbeitskreis Nigeria“ ergänzte, daß Abgeschobene prinzipiell davon bedroht seien, am Flughafen in Lagos in Haft genommen zu werden. „Mit falschen Papieren wäre bei Okoro diese Gefahr besonders akut.“