Kutips zum Wochenend

Manche Sätze schreiben sich einfach wie von selbst in die Maschine: „It's a hard rain ähhh-gonna fall“ ist so ein Satz. Es ist ein starker Regen, der auf uns niedergeht, prognostiziert ein alt gedienter Folk-Sänger nu' schon seit üba dreissich Joahren. Doch an diesem Wochenende wird er endlich wahr werden, wenn Sie und der Kolumnist von Event zu Event hasten – Sie, ganz ohne Regenschirm, und der Autor dieser Zeilen hat auch nur seinen Janker an, und kaltes Wasser rinnt ihm ins Gesicht.

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Da kommt einer und ruft: „Es muß endlich damit Schluß sein, Bremen klein zu reden.“ Es ist der Galerist Chris Steinbrecher. Er hat im Bürgerpark einen „Helfen Sie Blau ... Meier über die Runden“-Regenschirm gefunden und sieht damit ganz großartig aus und sagt, „Die Matthäus-Passion“, die Lesung aus den Tagebüchern des Lothar Matthäus (Samstag, 22.30 Uhr, Brauhauskeller), werde bestimmt genauso großartig wie der Waits-Bukowski-Abend „Huren wollen keine Ohren“ (Sonntag, 21 Uhr, Theater am Leibnizplatz).

Kaum hat er das gesagt, belebt sich die Szenerie. Auftritt der bärtige, bäuchige, sozialdemokratische Leiter eines West-Bremer Bürgerhauses, wedelt mit seinem Jürgen-von-der-Lippe-Hemd und gesteht: „Ich gehe zu den Tiger Lillies“ (Samstag, 20 Uhr, Junges Theater). Da kommt die Frau des bärtigen, bäuchigen, sozialdemokratischen Leiters eines Ost-Bremer Bürgerhauses und sagt: „Ey, Du trägst ja das selbe Jürgen-von-der-Lippe-Hemd wie mein Mann Fred, willste nich' mit zu den frühen Filmen des ,Härtetest'-Regisseurs Janek Rieke?“ (Sonntag, 11.30 Uhr, Lagerhaus Schildstraße), doch die Antwort geht im stärker werdenden starken Regen unter.

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Da brettert Karls Sohn auf seiner Kawa vorbei und ist auf dem Weg von der Wohnung seines Vaters – dem bärtigen, bäuchigen, sozialdemokratischen Leiter eines Neustädter Bürgerhauses – zum HipHop-Ereignis des Wochenendes namens „Kommunikation“ (Samstag, 19.15 Uhr im alten Hallenbad Bremerhaven). Er winkt Chris und Fred freundlich zu, gibt Gas, und ein Jürgen-von-der-Lippe-Hemd läßt sich vom Fahrtwind in die Luft wirbeln und landet dann sacht in einer großen Pfütze.

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Noch stärker wird der Regen, noch kälteres Wasser rinnt Ihnen über das Gesicht, doch Ihre Augen leuchten, weil eine vierspännige Kutsche heranrollt und Lilo Wanders aus dem Fenster lugt und singt: „It's a hard rain, äähh gonna fall“ (Bob Dylan, Sonntag, 20 Uhr, Stadthalle). „Lilo! Lilo!“ rufen plötzlich dreißig sonore Männerstimmen. Es ist der Sammlungschor der Leiter der vereinigten Bremer Bürgerhäuser, dem man den Eintritt zum elektroakustischen „Passagen“-Konzert (Samstag, 20 Uhr, Lichthaus) verwehrte und der sich nun entschlossen hat, einen Bauchtanzkurs im Gemeindezentrum Obervieland zu belegen. „Bremen ist wirklich besser als sein Ruf“, sagt Lilo Wanders und peitscht den Kutscher. Das Gespann fährt von dannen, der Bürgerhaus-Chor, Chris und Fred folgen ihm. Der Regen läßt nach. Der Himmel hellt sich auf. Sie lächeln und fragen nur: „Wo bleibt Behle?“ taz