Phantomtickets fehlen

■ WM-Skandal: Auch kolumbianische Funktionäre sollen Karten verschoben haben

Paris (dpa) – Der Skandal um die Schieberei von Eintrittskarten bei der Fußballweltmeisterschaft nimmt langsam unübersehbare Dimensionen an. Nach Kamerun, dessen Fußballverbandschef Vincent Onana am Dienstag verhaftet worden war, weil er Tickets für 1,3 Millionen Mark doppelt verkauft haben soll, gebe es auch in einem südamerikanischen Land den Verdacht von Schiebereien, erklärte der geschäftsführende Fifa-Generalsekretär Michel Zen-Ruffinen. Nach unbestätigten Angaben soll es sich um Kolumbien handeln. Der Verbandspräsident des Landes, Alvaro Fina, wies gestern in Paris die Beschuldigungen bisher als „absolut falsch“ zurück.

Zehntausende Fans in aller Welt warten vergeblich auf bezahlte Tickets. Das französische Organisationskomitee CFO hat keinen Überblick über das Ausmaß, sagte am Freitag Generaldirektor Jacques Lambert. Deutschland, Belgien, die Niederlande, Japan und Großbritannien seien am stärksten betroffen.

Lambert wies jedoch jede Verantwortung des CFO zurück und kündigte statt dessen Klagen bei der Staatsanwaltschaft in Paris an. Zahlreiche Reisebüros hätten Tickets angeboten, die sie eigentlich gar nicht hätten haben können. Die Anbieter sollen sich auf fragwürdige Zusagen von Vermittlungsagenturen gestützt haben, die ohne Lizenz der WM-Veranstalter agiert haben. Auch Fußballfunktionäre in Kamerun und Kolumbien sowie Partner im nachgeordneten Fifa-Marketing sollen an Betrügereien mitgewirkt haben.

Der Sportreiseveranstalter Vietentours in Düsseldorf erklärte, die meisten Fahrten zum Spiel Deutschland–USA am Montag in Paris absagen zu müssen. Geschäftsführer Wolfgang Vieten behauptete, „Opfer unseriöser und betrügerischer Geschäftspraktiken“ geworden zu sein. Selbst das Vertrags-Reisebüro des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sei betroffen, sagte DFB-Sprecher Wolfgang Niersbach: „Das ist ein unheimliches Desaster.“