Gruppentherapie ist existenzgefährdet

■ Experten: Die Therapie wird zu teuer

Hannover. Der Gruppenpsychotherapie droht nach Ansicht des Leiters des Instituts für analytische Kinder- und Psychotherapie in Hannover, Michael Kögler, das Aus. „Durch das Psychotherapeu-tengesetz, das Anfang nächsten Jahres wirksam werden soll, werden die Gruppentherapie-Patienten eindeutig benachteiltigt“, sagte Kögler. Für jede Sitzung, ob Gruppen- oder Einzeltherapie, müßten sie nach dem Gesetzentwurf dann zehn Mark zuzahlen. Kögler: „Die Gruppenkultur ist sowieso nicht so up to date. Wenn die Patienten für die Therapie in der Gruppe künftig den gleichen Preis zahlen müssen wie für ein individuelles Gespräch, dann ist das das Aus für die effizientere Behandlung.“

Gruppentherapien kosteten nach Angaben des Psychotherapeuten 40 Mark. „Die Gruppenpatienten sollen also fast ein Drittel ihrer Behandlungskosten selbst tragen.“ Menschen, die in 100 Mark teuren Einzelgesprächen betreut würden, müßten nur zehn Prozent der Behandlungskosten aus der eigenen Tasche zahlen. Kögler fürchtet, daß durch diese Benachteiligung die Gruppentherapie aus der gesetzlichen Krankenversicherung gedrängt wird: „Die Gruppentherapie steht durch die zunehmende Individualisierung sowieso auf dem absteigenden Ast und wird nun noch weiter abgewertet.“ Klinisch und wissenschaftlich sei begründet, daß eine Gruppentherapie so wirksam ist wie eine Einzeltherapie. Kögler und der Deutsche Arbeitskreis für Gruppenpsychotherapie und Gruppendynamik (DAGG) fordern deshalb eine angemessene Korrektur der Zuzahlungsregelung in dem Gesetzentwurf. dpa