Sind Sie beschäftigt?
: „Rechtzeitig den Absprung geschafft“

■ Der 64jährige Rentner Horst Almeskirchen hat sich nach 45 Arbeitsjahren und dem Aufbau Berlins den Ruhestand verdient. Den genießt er mit Angeln und seinem Gartengrundstück

In Berlin gibt es 290.000 Arbeitslose, nur jeder vierte Einwohner lebt von Erwerbsarbeit. Doch auch wer keine Arbeitgeber hat, ist nicht ohne Arbeit. Die taz fragt deshalb: „Sind Sie beschäftigt?“

Der 64jährige Horst Almeskirchen: Ich bin im Vorruhestand. Es liegt in der Natur jedes einzelnen, ob ihm die Decke auf den Kopf fällt oder nicht. Der eine hat einen Garten und beschäftigt sich im Garten. Der andere bläst eben Trübsal. Ich habe meine Beschäftigung. Ich bin Angler und habe ein Gartengrundstück. Da wird's mir nicht langweilig. Die Arbeit fehlt mir nicht. Nein. Ich habe 45 Jahre gearbeitet, ich denke, daß das eigentlich reicht. Bis vor zwei Jahren habe ich als Installateur

bei den Berliner Wasserbetrieben gearbeitet. Dort war ich 27 Jahre lang beschäftigt. Das reicht. Ich bin ein Jahr früher in Rente, in den Vorruhestand, gegangen, weil ich gesundheitlich nicht so auf der Höhe bin. Wenn man so lange gearbeitet und Berlin mit aufgebaut hat, dann hat man sich den Ruhestand verdient, würde ich sagen.

Da ich im öffentlichen Dienst gearbeitet habe, hatte ich nie so richtig Angst, meine Arbeit zu verlieren. Aber auf der anderen Seite weiß man ja nie. Wenn man sich so umguckt in der freien Wirtschaft, nicht wahr. Man hat ja auch eine Menge Bekannte, wo es immer wieder zur Arbeitslosigkeit kam. Damit beginnt ja auch der soziale Abstieg, das ist ja klar. Daran können sogar Freundschaften in die Brüche gehen. Doch das ist ja eigentlich bekannt.

Ich bin mit Sicherheit froh, daß ich noch rechtzeitig den Absprung geschafft habe. Denn besser ist es die ganzen Jahre ja nicht geworden.

Wenn es regnet und ich nicht angeln kann, habe ich mein Häuschen. Da habe ich keine Probleme. Der schönste Fang, den ich seit dem Vorruhestand hatte, war ein schöner Aal, den ich an der Angel hatte. Da freut man sich besonders, wenn der Fang dann mal etwas größer ist. Barbara Bollwahn

wird fortgesetzt