Ein vorübergehendes Protektorat

■ Ilaz Ramajli, Kosovo-Botschafter in Albanien, fordert eine Intervention

Kein Land hat bisher die Republik Kosovo als souveränen Staat anerkannt, nur das Parlament Albaniens. Ilaz Ramajli, offiziell „Chef des Büros der Republik Kosovo in Albanien“, ist faktisch der Botschafter des Kosovo in Tirana. Sein Auto hat CD-Schilder.

taz: Gerade war Ihr Ministerpräsident, Bujar Bukoshi, der seine Residenz im Bad Godesberger Exil hat, in Bajram Curri, im Norden Albaniens, wo über 12.000 Flüchtlinge aus dem Kosovo angekommen sind.

Ilaz Ramajli: Ich war mit ihm vor Ort. Wir haben uns sachkundig gemacht, wir wollen die Hilfe koordinieren. Wir haben in Bajram Curri bereits ein Büro eingerichtet und auch einen Arzt dorthin geschickt.

Erwarten Sie noch mehr Flüchtlinge?

Die ethnischen Säuberungen gehen weiter.

Was soll die internationale Gemeinschaft tun?

Wir erwarten, daß sie im Kosovo interveniert.

Dazu bräuchte man aber das Plazet der Russen. Der Westen, Deutschland an erster Stelle, scheint vor allem interessiert, daß keine neuen Flüchtlinge mehr einreisen. So wird ja diskutiert, die albanische und die makedonische Grenze mit Nato-Truppen zu schützen. Auch damit der Krieg nicht weitere Länder in Mitleidenschaft zieht.

Wenn Nato-Truppen an der Grenze stationiert werden und es dabei bleibt, wäre dies eine Botschaft an Milošević, in seiner Politik fortzufahren.

Würden Sie ein Protektorat Kosovo akzeptieren?

Wenn es vorübergehend ist, ja.

Vorübergehend, bis zur vollständigen Unabhängigkeit des Kosovo, die im Westen niemand will.

Vergessen Sie nicht: 1990, als Slowenien und Kroatien nach Unabhängigkeit strebten, bestand der Westen darauf, daß Jugoslawien erhalten werden müsse. Das Resultat ist bekannt. Interview: Thomas Schmid