Die Kosovo-Krise bedroht Serbiens Wirtschaft

■ Die Kosten für den Einsatz von Soldaten und Polizisten verschlingen die Pensionsfonds

Belgrad (AFP) – Die serbischen Rentner ließen ihrem Ärger dieser Tage mit einer Demonstration in Belgrad freien Lauf. Seit zwei Monaten warten sie auf ihre Pensionen. Doch die Führung in Belgrad wird das Geld so schnell nicht aufbringen. Sie finanziert mit den Millionenbeträgen ihren bewaffneten Kampf gegen die Autonomiebestrebungen der albanischen Mehrheit im Kosovo.

Die monatlichen Ausgaben für die serbischen Polizeikräfte wurden nach Angaben der Wirtschaftsexpertin Mirosinka Dinkić seit Beginn der Krise vor vier Monaten auf umgerechnet rund 93,6 Millionen Mark verdoppelt. Hinzu kommen schätzungsweise noch einmal bis zu 27 Millionen monatlich für die etwa 20.000 im Kosovo stationierten Soldaten. Der Volkswirtschaftler Mladjan Dinkić bezweifelte in der Tageszeitung Novosti, daß die Inflationsrate bis zum Jahresende unter hundert Prozent liegen wird, und warnte vor sozialen Unruhen.

Es werde mindestens 20 Jahre dauern, bis Serbiens Wirtschaft wieder dasselbe Niveau wie vor dem Krieg in Exjugoslawien erreicht hat, sagt der Wirtschaftsexperte Srdjan Bogosavlejević voraus. „Wenn wir nicht mit der internationalen Gemeinschaft herumspielen und im Kosovo nach politischen Lösungen suchen würden, anstatt Waffen einzusetzen, könnten wir unseren ursprünglichen Wohlstand bestimmt schneller erreichen“, kritisiert er.

Die internationalen Sanktionen wie das Einfrieren ausländischer Guthaben in Höhe von 160 Millionen Dollar (rund 288 Mio. Mark) werden den Erwartungen zufolge mittelfristig keine gravierenden Folgen haben. Schmerzhafter sind nach Ansicht der Experten die langfristigen Auswirkungen. Die Kosovo-Krise habe nämlich die Chancen Belgrads auf eine Wiedereingliederung in die internationalen Finanzinstitutionen erschwert. Und das zu einer Zeit, in der die Auslandsverschuldung so hoch ist wie das Bruttoinlandsprodukt – elf Milliarden Dollar.