Sendungsbewußt

Der Offene Kanal Hamburg feiert seinen 10. Geburtstag und ist längst kein Tummelplatz für Selbstdarsteller mehr  ■ Von Sandra Jessel

Die Sendungen heißen „Radio Positiv“ mit Beiträgen zu Aids und HIV, „Pink-Channel – Radio für Schwule“ und „KISS-Radio – Das Selbsthilfe-Radio“. Die MacherInnen sind nicht Medienprofis, sondern einfache Hamburgerinnen und Hamburger, die im Offenen Kanal ihr eigenes Programm gestalten. Was anfänglich als „Tummelplatz für Selbstdarsteller“ oder „Dilettanten-Programm“ abgetan wurde, hat inzwischen seinen festen Platz im Medienangebot der Hansestadt gefunden. Nach rund 25.000 TV- und Radiosendungen feiert der Offene Kanal Hamburg in dieser Woche sein zehnjähriges Bestehen.

„Wir verstehen uns als das Bürgermedium, das sich seit 10 Jahren etabliert hat“, sagt der Leiter des Offenen Kanals, Leonhard Hansen. Ihren Ursprung haben Offene Kanäle in dem Aufkommen des privatwirtschaftlichen Rundfunks und dem Einsatz von Breitbandkabelnetzen Mitte der 80er Jahre. Hansen erinnert er an die Ideen der Gründungsväter von Offenen Kanälen: Ohne inhaltliche Vorgaben sollten sich BürgerInnen politisch und kulturell an der Medienwelt beteiligen können.

Auch heute gebe es bis auf gesetzliche Grenzen wie den Jugendschutz, das Verbot von Gewaltdarstellungen oder Volksverhetzung keine inhaltlichen Vorgaben, sagt Hansen. „Wir sind für alle offen, und das macht den Charme unseres Programms aus.“ Allerdings betreuen inzwischen sechs hauptberufliche Redakteure das Programm, um die Qualität der Sendungen zu verbessern.

Rund 1000 HamburgerInnen arbeiten pro Jahr mehr oder weniger regelmäßig im werbefreien Offenen Kanal mit, wobei Frauen noch immer unterrepräsentiert sind, betont Hansen. Die durchschnittlichen Hobby-Journalisten seien Männer zwischen 20 und 30 Jahren mit höherem Schulabschluß, sagt Hansen. Dabei reichten die Produktionsmöglichkeiten und Sendeplätze nicht aus, um allen Interessierten die Mitarbeit zu ermöglichen. Finanziert wird der Offene Kanal mit einem jährlichen Etat von 1,7 Millionen Mark aus öffentlichen Gelder und Anteilen aus den allgemeinen Rundfunkgebühren.

Der Offene Kanal ist über Antenne auf UKW 96,0 MHz und über Kabel auf 95,45 MHz zu hören und im Fernsehen im Hamburger Kabelkanal 2 zu sehen.