Das Ballett tanzt am Abgrund

■ Finanzkrise an der Deutschen Oper: Intendant Götz Friedrich darf bleiben, muß aber in einer "Zusatzvereinbarung" drastische Einschnitte schlucken. Die Schließung des Balletts steht bevor

Götz Friedrich bleibt, das Ballett geht: Dieser Ausweg aus der Finanzkrise der Deutschen Oper zeichnete sich gestern im Unterausschuß Theater des Abgeordnetenhauses ab. Nachdem CDU- Fraktionschef Klaus-Rüdiger Landowsky für ihn Partei ergriffen hatte, sind die Forderungen nach dem Rücktritt des Generalintendanten verstummt. Friedrich muß sich jedoch vertraglich verpflichten, an seinem Haus drastische Einschnitte hinzunehmen. Eine solche „Zielvereinbarung“ muß Kultursenator Peter Radunski (CDU) am kommenden Montag vorlegen, nachdem seine Verwaltung zum Verdruß der Parlamentarier gestern noch keine Sparpläne präsentierte.

Daß das Defizit von derzeit 19 Millionen Mark bis zum Jahresende um weitere 7,5 Millionen Mark wächst, ist nach Ansicht des SPD-Haushaltsexperten Klaus Wowereit ohnehin nicht mehr zu verhindern. „Kurzfristige“ Einsparungen im Haushaltsjahr 1999 seien nur durch „radikale Einschnitte“ möglich. Dazu zählte Wowereit insbesondere den Verzicht auf das Ballett. Auch müßten die Künstler künftig auf ihre „Medienpauschale“ verzichten. Dafür gibt die Oper knapp zwei Millionen Mark jährlich aus, obwohl sie im vergangenen Jahr für die mediale Verwertung ihrer Aufführungen nur 60.000 Mark einnahm. Gleichzeitig empfahl Wowereit die Staatsoper als Vorbild, wie mit Gastspielreisen, Schließtagen und höheren Kartenpreisen die Einnahmen zu steigern seien. Auch müßten sich die drei Opernhäuser bei der Spielplangestaltung künftig stärker abstimmen.

Die kulturpolitische Sprecherin der Bündnisgrünen, Alice Ströver, hält das für den falschen Weg. Ihre hohen Auslastungszahlen erreiche die Staatsoper nur durch die häufigen Schließtage, das kleinere Haus und ein populäres Programm. Nur eine Beteiligung des Bundes an der Finanzierung der kulturellen „Leuchttürme“ könne einen künstlerischen Niveauverlust verhindern. Ralph Bollmann