Blankenburg will Blankenburg bleiben

Anwohnerinitiative wendet sich gegen die geplante Bauausstellung von Bausenator Klemann im Norden der Stadt. Statt „Schuhkartons“ zu bauen, soll Bauweise denkmalgeschütztem Dorfkern angepaßt werden  ■ Von Rolf Lautenschläger

Die Bewohner des Weißenseer Ortsteils Blankenburg machen mobil gegen Bausenator Jürgen Klemann (CDU). Der Unmut der Bürger richtet sich gegen die geplante Bauausstellung 1999 im Norden der Stadt und die schlechte Anbindung des Quartiers an das öffentliche Verkehrsnetz. Insgesamt haben über 600 Bewohner Blankenburgs per Unterschrift den Bebauungsplan abgelehnt und nun den Protest an das Bezirksamt weitergegeben.

Statt der von Klemann angepeilten „Eigenheiminitiative“ mit 400 Wohneinheiten fordern die Anwohner, die vorgesehene Bauweise besser der denkmalgeschützten Dorfstruktur anzupassen. Insbesondere stört die „Anwohnerinitiative“, daß in unmittelbarer Nähe des Dorfkerns Eigenheime und Blöcke „aus dem Boden gestampft werden sollen, die aus häßlichen Schuhkartonhäusern mit Flachdach bestehen“, erklärte Sabine Voigt, Sprecherin der Anwohner. Dies sei dem dörflichen Charakter nicht angemessen. Statt die zwei- und dreistöckigen Reihenhäuser und Doppelhaushälften zu bauen, wäre es vernünftiger, niedrigere Gebäude zu entwerfen. Außerdem, sagte Voigt, sollten die Häuser ein traditionelles Satteldach tragen und städtebaulich „keine so hohe Dichte“ aufweisen.

Ende Mai hatte Klemann das Konzept für die Bauausstellung im Bezirk vorgestellt. Danach sollen auf landeseigenen Flächen Investoren preisgünstige Eigenheime realisieren. Zugleich ist geplant, daß die Bauherren auch die sozialen Infrastruktureinrichtungen finanzieren. Mit dem Projekt Bauausstellung hofft Klemann, die Wanderung von Berlinern ins Umland zu bremsen. Die Anwohner ärgert auch, daß in „Blankenburg ein Vorbote der Stadt“ errichtet werden soll, der immer mehr Verkehr in den Ortsteil zieht. Bereits heute, so Lioba Zürn-Kasztantowicz von der Initiative, sei der Karower Damm in Stoßzeiten mit Fahrzeugen überlastet. Fuß- und Radwege fehlten im Bebauungsplan: „Die Anbindung des Gebiets an den öffentlichen Nahverkehr ist miserabel, das bedeutet noch mehr Autoverkehr.“

Unterstützung erhalten die Blankenburger von Claudia Hämmerling, baupolitische Sprecherin der Bündnisgrünen im Abgeordnetenhaus. Der Bau von zusätzlichen Eigenheimen müsse – wenn überhaupt – „sorgsam mit der vorhandenen Struktur abgestimmt werden“, sagt Hämmerling. Darüber hinaus bleibe die Bauausstellung ein falsches Signal der Bauverwaltung. Die Eigenheiminitiative koste den Senat insgesamt 430 Millionen Mark. Statt des „fragwürden Versuchs“, damit die Umsiedlung ins Umland aufhalten zu wollen, sollte der Senat die Mittel für eine „lebenswerte“ Innenstadt bereitstellen. Pikant an der Planung in Blankenburg sei zudem, daß die Neubauten eine Kanalisation erhalten, ganz Blankenburg dagegen noch nicht an das Klärwerk angeschlossen ist.