Anderssein wagen

■ Shampoo Planet backstage im Schauspielhaus

Die Zukunft könnte eine Maschine sein oder ein pastellfarbenes Monster. Vielleicht sogar das Katzenfutter-Verkaufssystem, das Tylors Großeltern erfunden haben, weil sie reich und berühmt werden wollen. Sie werden es vermutlich schaffen, meint Tylor. Die Alten gewinnen immer. Die Jugend dagegen guckt in die Röhre.

Douglas Couplands Shampoo Planet erzählt die fast gewöhnliche Geschichte eines ziemlich normalen Jugendlichen. Tylor ist Anfang 20, wohnt in einer öden amerikanischen Kleinstadt und träumt davon, bald in dem großen Konzern arbeiten zu dürfen, auf den seine Mutter Jasmin früher angeblich Brandbomben geworfen hat. Er sammelt Haarshampoo, weil es so schön modern ist, und er hat eine berechtigte Angst vor moderner Technik: Am Ende seines Karrieretraums könnte auch ein Job als Bedienung am Pommes-Frites-Computer stehen. Ein behütetes Hippie-Kind, dessen Leben plötzlich durcheinandergewürfelt wird, als die Ferienliebe aus Europa auftaucht...

Coupland hat sich in seinem zweiten Roman der kleineren Geschwister seiner Generation X-Luschen angenommen. Einige von ihnen geben nun die Fürsorge zurück; Shampoo Planet wird im Rahmen des Backstage-Programms im Schauspielhaus aufgeführt. Zum vierten Mal werden an diesem Wochenende Stücke vorgestellt, die Jugendliche in jährlichen Kursen zusammen mit Mitgliedern des Hauses erarbeitet haben. Es ist erklärtermaßen keine Talentschmiede, sondern ein Angebot an junge Leute, die Theaterarbeit kennenzulernen. Offenbar kommt es gut an: Die 15köpfige Gruppe, die Shampoo Planet aufführt, wird von Regieassistentin Barbara Bürk und Dramaturgin Julia Lochte bereits im dritten Jahr geleitet.

Auf der Basis von Couplands Roman, angereichert mit Texten von Tarantino und Live-Musik, wollen die 16-23jährigen ihre Generation vorstellen. In den Figuren finden sie sich nicht immer wieder. Aber das Interessante am Theater, meint Friederike Schulz, die eine einsame Frau spielt, sei ja, daß man dort so sein darf, wie man es sonst nicht wagen würde.

Barbora Paluskova

Sa/So, 20./21. Juni, 22 Uhr, Di/Mi, 23./24. Juni, 21 Uhr, Schauspielhaus, Kantine; weitere backstage-Arbeiten werden Sa 16-20 Uhr und So 14-19 Uhr vorgestellt.