ADAC gegen LKW

■ Autobahnausbau und Überholverbote

Im Kampf gegen den drohenden Verkehrskollaps auf den deutschen Autobahnen setzt der ADAC Weser Ems weiter auf Asphalt: Die A 1 zwischen Hamburg, Bremen und Osnabrück solle zügig sechsspurig ausgebaut werden, hieß es gestern auf einer Fachtagung des ADAC im Bremer Queens Hotel.

Weil aber auch die Autolobby verstanden hat, daß allein durch Straßenausbau die prognostizierten massiven Zuwächse an Autos und gefahrenen Kilometern nicht zu bewältigen sind, setzt der ADAC vorsichtig auf Verkehrsbeschränkung, besonders bei den LKWs.

Ein Beamter des Niedersächsischen Verwaltungsamtes für Straßenbau aus Hannover stellte den Mangel an Geld für den Fernstraßenbau dar. Statt wie früher rund 400 Millionen Mark jährlich überweise der Bund nur knapp die Hälfte nach Niedersachsen. Die A 1 werde zunächst in weiten Strecken vierspurig bleiben. Über eine vierspurige Autobahn können täglich 58.000 Autos rollen, so der Experte. Diese Zahl sei überall in Niedersachsen erreicht, auf der A 1 fahren mehr als 80.000 Wagen am Tag.

Um zunächst die rasant anschwellende Flut der Lastwagen zu regulieren, regte ADAC-Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Kummert ein Überholverbot für LKW auf vierspurigen Abschnitten an – als Argument dient hier die Verkehrssicherheit, nicht kürzere Reisezeiten für PKW. „Lebensmitteltourismus“ (Krabben zum Pulen nach Polen) sollte reduziert, Leerfahrten vermieden werden.

Der Präsident des Deutschen Verkehrsgerichtstages, Peter Macke, verlangte schärfere Kontrollen von Brummi-Fahrern und härtere Strafen bei Regelverstößen. Übermüdete Fahrer und technische Mängel an mehr als jedem dritten Lastwagen machten LKW zu „rollenden Zeitbomben“. Dahinter sieht der Jurist ein soziales Problem. Die Fahrer stünden unter erheblichem Druck der Fuhrunternehmer. Ausländische Fahrer würden zu Dumpinglöhnen auf den Bock klettern. Macke weiß aber auch, daß nur konsequente Verlagerung der Verkehre von der Straße Entlastung bringen kann, dazu seien aber erhebliche Investitionen in Gleise und Wasserstraßen notwendig. „Die Politik ist nicht visionär genug“, kritisierte Macke, „sie steht dem wachsenden LKW-Verkehr hilflos gegenüber“. jof