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: „Pa amb tomàquet“: Katalanische Kultur und Filme im Acud

Eine echte Romeo-und-Julia-Geschichte ist es, die Regisseur Francisco Rovira Beleta mit seinem 1963 entstandenen Film „Los Tarantos“ erzählt. Sehenswert wird „Los Tarantos“ vor allem durch die Flamenco-Einlagen. Berühmte Tänzer und Tänzerinnen wie der junge Antonio Gades oder Carmen Amaya beeindrucken mit zuckenden Händen, stampfenden Füßen und klagendem Gesang. Schauplatz der Handlung ist aber nicht etwa Andalusien, sondern Barcelona, die Hauptstadt Kataloniens. In den fünfziger Jahren wurde die Mittelmeermetropole zum Ziel für Zehntausende von Migranten aus dem strukturschwachen Süden Spaniens. „Los Tarantos“ zeichnet die Wege der Neuankömmlinge nach, die ihre Tänze auch hier pflegten, so daß die beschauliche Sardenya, der Katalanen liebster Tanz, eine ernstzunehmende Konkurrenz bekam.

„Pa amb tomàquet“ (mit Tomate und Olivenöl eingeriebenes Weißbrot, eine katalanische Spezialität) lautet der Titel einer heute beginnenden Veranstaltungsreihe im Acud. Zu Zeiten Francos unterdrückt, erlebt das Katalanische seit einigen Jahren eine Renaissance sondergleichen. Wo vor fünfzehn Jahren die Madrider Zentralregierung den Ton angab, herrscht heute weitgehende Autonomie. „Pa amb tomàquet“ trägt diesen Transformationen Rechnung. Neben einer Lesung von Enric Casassas und einer Ausstellung von Miguel Esteban Cano wird ein umfangreiches Filmprogramm geboten, zu dem auch „Los Tarantos“ zählt. Dabei ist Rovira Beletas Arbeit nicht die einzige, die sich Katalonien vom Rand her nähert, indem sie sich auf die Einwanderer konzentriert. Auch „La teta y la luna“ (“Die Titte und der Mond“, 1994) von Bigas Luna oder die Dokumentation „Ciutadans sota sospita“ (“Bürger unter Verdacht“, 1993) von Llorenç Soler widmen sich denen, die ihren Platz nicht in den gutbürgerlichen Häusern der Eixample, sondern in der Altstadt oder in den wilden Siedlungen am Stadtrand finden. Cristina Nord

„Pa amb tomàquet“. Heute, 19.30 Uhr: Ausstellungseröffnung von Miguel Esteban Cano und Lesung von Enric Casassas. 21 Uhr: „La Monyos“ (Film), genaues Filmprogramm siehe cinema-taz; Acud, Veteranenstraße 21