Sind Sie beschäftigt?
: „Todsichere Jobs gibt es nicht mehr“

■ Theo P. hat den Sprung vom DDR-Finanzministerium zu einer Bank geschafft. „Alles wird übers Geld gesteuert.“ Arbeitslosen echte Hoffnungen zu machen ist „Augenwischerei“

In Berlin gibt es 290.000 Arbeitslose, nur jeder vierte Einwohner lebt von Erwerbsarbeit. Doch auch wer keinen Arbeitgeber hat, ist nicht ohne Arbeit. Die taz fragt deshalb: „Sind Sie beschäftigt?“

Der 60jährige Theo P.: Ich habe keine Angst mehr, die Arbeit zu verlieren. Ich bin Angestellter in einer Bank und habe einen Vertrag in der Tasche, daß in einem Jahr Schluß ist. Womit ich mich danach beschäftige, darüber habe ich mir noch nicht allzu viele Gedanken gemacht. Da ich eine Datsche habe, ist zumindest in den Sommermonaten für Beschäftigung gesorgt. Bis zur Wende hatte ich überhaupt keine Angst vor Arbeitslosigkeit. Aber nach der Wende? Einen todsiche

ren Job gibt es ja heute nicht mehr. Nach der Wende ist natürlich immer die Frage gewesen: Geht's gut, oder geht's nicht gut? Mit der Wende habe ich die Arbeit in der Bank aufgenommen, die zwar nicht artfremd war, weil ich vorher in Ost-Berlin im Finanzministerium war. Aber ein gewisser Unterschied ist da schon gewesen, weil auch die Zukunft der Bank, die die Geschäfte der Staatsbank weitergeführt hat, zeitweise nicht eindeutig war. Auch inhaltlich ist es völlig anders, ob man unter einer Planwirtschaft seinen Job erledigt hat oder unter den Bedingungen der Marktwirtschaft. Die Arbeit jetzt bringt mir mehr eine innere Befriedigung.

Es ist verdammt schwierig, Leuten Mut zu machen, die arbeitslos sind. Jemandem echt Hoffnung zu machen – ob das die große Politik oder ein persönliches Gespräch ist – ist oft Augenwischerei. Ich habe Glück gehabt, daß ich meine Ausbildung auf der Finanzstrecke gehabt habe. Von meinen früheren Kollegen beim Finanzministerium sind alle irgendwo untergekommen, weil heute letzten Endes alles übers Geld gesteuert wird. Aber Leute, die im Industrieministerium oder in der staatlichen Plankommission gearbeitet haben, wo es um die Bilanzierung von Arbeitskräften ging, die sind durch den Rost gefallen. Barbara Bollwahn

wird fortgesetzt