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■ Welt Weit GrönlingBad mit Quietscheentchen

Manchmal begegnet man ihnen auf der Treppe. Sie huschen über Flure, gehen an Büros vorbei, aber meistens sitzt einer von ihnen ganz konzentriert an zwei Rechnern gleichzeitig. Wahrscheinlich nimmt er deshalb seine Umgebung kaum noch wahr und reagiert auf Zurufe erst dann, wenn sie richtig laut werden. Der andere ist seltener zu sehen, doch immerhin so oft, daß man die beiden durchaus miteinander in Verbindung bringt. Was sie eigentlich machen, weiß niemand so genau. Und das führt zu allerlei Spekulationen.

„Irgendwas mit Internet. Das sieht doch jeder.“ Die Vermutung von Öko-Reiner schien vernünftig – schließlich hat der eine oft einen Laptop unterm Arm, und der andere empfängt immer so geheimnisvolle Botschaften auf dem Display des Mobiltelefons. „Ach Quatsch!“ meinte DOS-Schwein-Brigitte, die nur deshalb so genannt wird, weil ihr batteriebetriebenes Kuscheltier entweder laufen oder grunzen, aber niemals beides gleichzeitig kann. „Das sind die beiden Alten aus der Muppet-Show. Guck sie dir doch an!“ Da ist was dran, aber so alt sind die zwei nun auch wieder nicht. „Ich hab's!“ Der erregte Aufschrei von Entenwärmflaschen-Carola durchschnitt jäh die nachdenkliche Stille. „Ganz klar: Das sind Ernie und Bert!“

Die beiden aus der Sesamstraße? Könnte hinkommen. Der schrullige Denker Bert ist die Geduld in Person – besonders wenn Ernie ihn mal wieder reingelegt hat. Und Ernie, die Nervensäge mit dem Quietscheentchen, arbeitet unermüdlich daran, seinem Kumpel einen Streich nach dem anderen zu spielen. Neulich erst hat ihm Ernie die „s“- und die „ß“-Tasten mit einem Taschenmesser vom Laptop abgehebelt, zo dazz er allez mit „z“ zchreiben muzzte.

Dabei hat er das gar nicht verdient, der exzentrische Forscher und Denker, der immer alles ganz genau wissen will und sich deswegen OS/2 zusammen mit Linux auf seinem Laptop installiert hat. „Damit bin ich ganz nah am Internet“ meint Bert und knallt sich Windows98 noch obendrauf. Ernie kümmert sich um so was nicht. Er nimmt lieber einen Regenschirm mit in die Badewanne. Und eine Taschenlampe. „Es könnte regnen, und dann könnte der Strom ausfallen. Dann ist es dunkel, und im Dunkeln fürchtet sich das Quietscheentchen.“

Am Ende hat Ernie recht behalten: Es fing an zu regnen, und der Strom fiel aus. Auch beim Internet ist Ernie äußerst vorsichtig. Aus Angst vor Viren hat er ein Präservativ über das Modem gezogen. Und einen Quietscheentchenschutz installiert. Dieter Grönling

dieter@taz.de

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