Schulen statt Kloschüsseln

Hamburg finanziert den Wiederaufbau zerstörter Schulen in Ex-Jugoslawien  ■ Von Elke Spanner

Die Zeiten, in denen Hamburg den Wiederaufbau im ehemaligen Jugoslawien unterstützte, indem sie RückkehrerInnen ausrangierte Kloschüsseln mit auf den Weg gab, sind vorbei. Während das Projekt „Starthilfe für Bosnien“ zum Jahreswechsel sanft entschlief, konnten durch die finanzielle Unterstützung der Hamburger „Flüchtlingshilfe“ mehrere kriegszerstörte Schulen in Bosnien wieder mit Leben gefüllt werden. Nun wird Hamburg als erstes Bundesland in der Republik Srpska Aufbauhilfe leisten. Das kündigten gestern VertreterInnen der Flüchtlingshilfe und der Sozialbehörde an.

In der „Flüchtlingshilfe“ hatten sich 1992 die Arbeiterwohlfahrt und der Caritasverband zusammengeschlossen, um die Versorgung der BosnierInnen in Hamburg zu organisieren. Seit 1996 verlagerte sich der Schwerpunkt auf die Beratung rücckehrwilliger Flüchtlinge und „rücckehrbegleitende Maßnahmen“.

Die traf die Flüchtlingshilfe zunächst nur aus Eigenmitteln, erklärt Mitarbeiter Valentin Günther: „Während die meisten ausländischen Organisationen in die Wiederherstellung der Häuser und Straßen investieren, wollten wir Ausbildungseinrichtungen fördern.“ Im überwiegend von KroatInnen bewohnten Orasje wurde ein Schulgebäude wieder instandgesetzt, ebenso im muslimischen Sanski Most, wo die Berufsschule „Amir Zilic“ wieder SchülerInnen unterrichten kann. Eine daran angeschlossene Schlosserei, eine Näherei und eine Kfz-Werkstatt wurden mit Maschinen und Werkzeugen ausgestattet.

Nun steigt auch die Sozialbehörde in die Förderung ein – mit Geld, das durch die letzte Verschärfung des Asylbewerberleistungsgesetzes im vergangenen Jahr freigeworden ist. 3,7 Millionen Mark wird Hamburg nach einer Vereinbarung der MinisterpräsidentInnen aller Länder in den Wiederaufbau stecken – als erstes Bundesland auch in die Republika Srpska. Während nämlich 95 Prozent aller Fördergelder in die bosnische Föderation fließen, sei der Zustand in Srpska, wo überwiegend Serben leben, besonders desolat – obwohl dort kaum gekämpft wurde.

„Es hat aber auch niemand in der Region investiert“, so Günther. „Dort ist alles total verrottet.“ Die Wirtschaft liege nahezu brach. Deshalb wollen Flüchtlingshilfe und Behörde nicht nur die Grundschule „Branko Radicevic“ wieder errichten, sondern dies in Zusammenarbeit mit Baufirmen vor Ort tun. „Es gibt in der Republik viel Handel, aber keine Produktion“, beschreibt Ingo Schädlich von der Sozialbehörde das Problem.

Ein weiteres aus Hamburg initiiertes Hilfsprojekt bedarf indes dringend finanzieller Unterstützung. Der Verein „Seka Hamburg“ betreibt auf der Insel Brac ein Haus, in dem traumatisierten Frauen und Kindern Erholungsaufenthalte angeboten werden. 93 Frauen und Kinder konnten dort 1997 Urlaub machen. Für dieses Jahr liegen weit mehr Anfragen von Frauen vor, als „Seka“ beherbergen kann.

Spenden: Seka Hamburg e.V., Ökobank Frankfurt, BLZ 50090100, Kontonummer 2002000