Haus der Unternehmerinnen

■ Frauenstadthaus wird fünf Jahre alt: 14 Frauenbetriebe unter einem Dach

Selten war soviel los im Bremer Amtsgericht wie am 28. November 1989. Nach einer spannenden Versteigerung brach für einen Gerichtssaal plötzlich ungewöhnlicher Jubel aus, Sektkorken knallten. Die Frauenstadthaus GmbH hatte soeben in letzter Minute für 507.000 Mark das Haus am Hulsberg 11 ersteigert. Das Geld aus dem damals neugegründeten Frauenstadthaus-Fond hatte gerade noch gereicht. 3.000 Mark mehr – und die Frauen hätten aussteigen müssen. Das Mindestangebot lag damals bei 228.000 Mark. Mitbewerber hatten den Preis für die Immobilie in die Höhe und den Frauen den Schweiß auf die Stirn getrieben.

Nach dem ersten Jubel krempelten die Frauen die Ärmel auf: Drei Jahre lang wurde das Gebäude am Hulsberg vom Frauen-Bauprojekt unter ökologischen und baubiologischen Gesichtspunkten instandgesetzt und modernisiert. 1993 war das Haus fertig. Heute arbeiten 14 Frauenbetriebe im Frauenstadthaus unter einem Dach: Ein Architektenbüro, eine Philosophische Praxis, das Projekt Weiterbildung für Frauen, das Frauen Computer-Zentrum, eine Heilpraktikerin, zwei Psychologinnen, eine Psychotherapeutin, ein Atelier, der Frauen-Bewegungsraum und eine Typberaterin (Beauty is life).

Seit fünf Jahren vermietet das Frauenstadthaus an selbständige Frauen und Existenzgründerinnen. Ein „Haus für Frauen von Frauen“ ist das Stadthaus auch heute noch. „Aber von der ursprünglichen Idee, Wohnen, Arbeit und Kultur unter ein Dach zu bringen, ist nur die Arbeit übriggeblieben“, sagt Stadthaus-Geschäftsführerin Gitta Wegner.

Das Frauenstadthaus richtet sich an Existenzgründerinnen, die sich nicht als Einzelkämpferin behaupten wollen. Für einen Quadratmeterpreis von 12,60 bis 15.30 Mark Kaltmiete bekommen die Frauen allerdings nicht nur Räume und die Infrastruktur wie Fax oder Kopierer. Alle vier Wochen treffen sich die Mieterinnen. „Wenn eine Frau alleine in ihrem Büro am Wall sitzt und ihr die Kunden wegbleiben, ist sie alleine. Hier kann sie von den Erfahrungen der anderen profitieren“, sagt Gitta Wegner. Auch der Werbeeffekt sei nicht zu unterschätzen. „Viele Kunden kommen hierher und sehen, daß es noch andere Betriebe gibt.“ Gerade für junge Existenzgründerinnen sei das ein unschätzbarer Vorteil.

Ursprünglich hatten die Frauen Handwerkerinnen stärker im Blick. Zwar werden Frauen in Handwerksbetrieben ausgebildet. Sie haben jedoch oft Schwierigkeiten, ihre Gesellinnen-Jahre für die Meisterprüfung vollzukriegen. Nachdem die ersten Gesellinnen im Frauenbauprojekt ihren Meister bestanden hatten, verließen sie allerdings das Projekt. „Weil sie Angst hatten, sich selbständig zu machen“, erinnert sich Inge Mohrmann, eine der Frauen der ersten Stunde. Frauen hätten ohnehin mehr Angst sich zu verschulden als Männer. Für Handwerksbetriebe sei das finanzielle Startkapital immens.

Übrigens: Frau kann ihr Geld heute noch im Frauenstadthaus-Fond anlegen. Die Mindesteinlage beträgt 5.000 Mark und wird mit fünf Prozent jährlich verzinst. Männer sind im Frauenstadthaus unerwünscht – als Anleger und Mieter zumindest. „Dann würden wir das Frauenstadthaus ad adsurdum führen“, sagt Gitta Wegner. „Ob Mieterinnen Geld mit männlichem Klientel verdienen wollen, bleibt ihnen überlassen.“ kes

Frauen die sich für Räume im Frauenstadthaus interessieren können sich unter Tel.: 49 89 500, FaxTel.: 347 87 29, melden. Heute wird im Frauenstadthaus das Fünfjährige „Miet-Jubiläum“ gefeiert. Ab 18 Uhr: Infos über die Betriebe. Ab 21 Uhr gibt's Buffett und Tanz.