Freie Fahrt auf dem Asphalt

■ Blade Night Berlin: Rund 80 Inline-Skater demonstrierten für Spuren auf der Straße und gegen die Nutzung von Gehwegen. Alle zwei Wochen flitzen sie dafür rund um den Tiergarten

Achtzig Inline-Skater rollten vorgestern abend an staundenden Touristen, Autofahrern und Radlern vorbei durch die Berliner Innenstadt. Für die „Blade Night Berlin“ haben sie sich eine Stunde lang die Straße erobert. Denn die ist für Skater eigentlich tabu, nur auf den Gehwegen ist das Fahren auf acht Rollen erlaubt.

Jan-Philipp Sexauer, Veranstalter der „Blade Night“, hat dieses Verbot umgangen, indem er den Lauf als Demonstration anmeldete. Statt auf holprigen Gehwegen um Fußgänger herumzukurven, hatten die Skater freie Fahrt auf glattem Asphalt – ihre glücklichen Gesichter sprachen Bände.

„Sonst fühle ich mich oft unsicher“, beklagt sich Mario, ein 34jähriger Kraftfahrer, der sich mindestens einmal die Woche seine Inlines anschnallt. „Auf dem Gehweg kann man nicht richtig fahren, und auf der Straße darf man es nicht.“

Genau darüber ärgert sich auch Sexauer: „Wir Skater müssen endlich in den normalen Straßenverkehr integriert werden. Das geht doch in New York auch.“

Darum organisiert der 31jährige Rechtsanwalt zusammen mit einem Freund die „Blade Night Berlin“. Alle zwei Wochen rufen die beiden seit Anfang Juni zur Skater-Demo auf. Und langsam spricht sich das herum – trotz fehlender Werbung. Kamen beim ersten Mal knapp 50 Menschen, sind es diesmal um die 80. Vom 13jährigen Schüler in coolem Skater-Outfit, der normalerweise in der Halfpipe vom SEZ trainiert, bis zum 60jährigen Marathonläufer reicht das Spektrum der Teilnehmer. Die meisten sind aber „Normalos“, dick verpackt mit Knie-, Ellenbogen und Handgelenkschonern, die nur ab und zu mal fahren und die vierzehn Kilometer grad mal so eben durchstehen. Darum ist das Tempo ganz geruhsam, keiner wird abgehängt, und auf der Hälfte der Strecke wird Pause gemacht.

Die Rundstrecke der Demonstration, die am S–Bahnhof Tiergarten beginnt, ist jedesmal eine andere. An diesem Abend geht es rund um die Siegessäule und am Schloß Bellevue vorbei über den Potsdamer Platz bis zum Bebelplatz. Dort ist dann erst mal Pause. Wasserflaschen werden herumgereicht, und die weniger Trainierten können zu Atem kommen. So sind sie wieder fit, als es direkt durchs Brandenburger Tor geht und – unter einem Regenbogen hindurch – zurück zum S-Bahnhof. Dort versammeln sich alle noch zum Gruppenfoto und versprechen sich gegenseitig, nächstes Mal wieder dabeizusein. Katharina Maas