■ Mann des Tages: Alle 22 sind gleich, einer ist gleicher
: Alessandro del Piero (spielt schon wieder)

Was für ein schöner Tag. 3:0 gegen Kamerun, alle hatten sich lieb. Doch gestern war ein neuer Tag und das alte Thema auch wieder das aktuelle. Roberto Baggio oder Alessandro del Piero? Oder doch beide zusammen? Coach Cesare Maldini wird das Thema weiter beschäftigen, aber die Zeit scheint zu nahen, da del Piero von Beginn an auf dem Rasen stehen wird.

Obwohl del Piero genesen ist und sich fit fühlte, zog Maldini noch einmal Baggio vor. Zwar gab der Altmeister die Flanke zum 1:0, aber in der zweiten Halbzeit war er am Ende seiner Kräfte. Er stand nur mehr, Kamerun beherrschte die Italiener, und Baggio war nicht mehr die Adresse, wohin seine Hintermänner hätten den Ball spielen können. Dann kam del Piero und war an beiden Toren Vieris beteiligt.

„Bellissima“, entfuhr es Trainersohn Paolo Maldini, als er später auf del Piero angesprochen wurde. Doch schnell schob der Mannschaftskapitän, als habe er gegen einen Ehrenkodex verstoßen, nach: „Auch Baggio ist ein phantastischer Spieler.“ Bloß keine Wertungen, schon gar nicht in dieser heiklen Angelegenheit.

Auch der alte Maldini widersetzte sich allen Versuchen, an Baggio Kritik zu üben. „Daß ein Spieler müde wird, ist auf diesem Level ganz normal“, sagte der Trainer, „und wenn er müde ist, dann wird er ausgewechselt, dazu haben wir 22 Spieler.“

Doch die 22 sind eben nicht alle gleich. Nicht, wenn es um einen del Piero geht. Maldini ist dessen Dynamik natürlich nicht entgangen, und er weiß auch, daß er nicht auf die verzichten kann. Spätestens ab dem Achtelfinale ist mit der Nummer zehn in der Anfangsformation zu rechnen. Der andere, Roberto Baggio, ahnt sein Schicksal denn auch. „Ich habe es immer gesagt und sage es noch einmal: del Piero ist die Nummer eins.“ Ralf Mittmann