■ Hunderttausende verlassen Guinea-Bissaus zerstörte Hauptstadt

Nach fast zwei Wochen Kämpfen zwischen rivalisierenden Teilen der Armee in Guinea- Bissaus Hauptstadt Bissau sind Hunderttausende von Menschen aus der Stadt geflohen. 80 Prozent der 250.000 Bewohner Bissaus hätten sich auf dem Land in Sicherheit gebracht, erklärte das UN-Welternährungsprogramm WFP. Die meisten von ihnen hätten nur geringe Lebensmittelvorräte. Etwa 100.000 seien im Ort Mansoa 60 Kilometer nördlich von Bissau versammelt. Der katholische Bischof von Bissau, Mgr. Ferrazetta, erklärte, die Situation in Bissau sei katastrophal: „Hunderte von Leichen stapeln sich in den Straßen.“

Die Massenflucht folgt auf intensive Artilleriegefechte zwischen Meuterern unter dem ehemaligen Armeestabschef Ansoumane Mané und den Einheiten der Armee, die weiterhin zum Staatspräsidenten Joao Vieira stehen. Mané war Anfang Juni von Vieira wegen angeblichen Waffenschmuggels an Rebellen im Senegal nach viermonatiger Suspendierung seines Amtes enthoben worden und hatte danach eine Rebellion gestartet. Präsident Vieira wird im Kampf gegen die Rebellen von 1.700 Soldaten aus Senegal und Guinea unterstützt.

Am Mittwoch hatten die senegalesischen Soldaten mit der Einnahme der Armeekaserne Bra, Hauptstützpunkt Manés, noch einen Erfolg vermeldet. In Bissau tobten gestern jedoch weiterhin schwere Kämpfe. Dies stellte den Erfolg einer Vermittlungsmission in Frage, die vom Außenminister Gambias, Sedat Jobe, geführt wird. Jobe kam in einem französischen Kriegsschiff nach Bissau, um die Kriegsparteien dazu zu bewegen, in Gambia Gespräche aufzunehmen.

Senegals Regierung hat unterdessen die Schließung der Grenze zu Guinea-Bissau verkündet. Über diese Grenze sind in den letzten Jahren immer wieder Rebellen eingesickert, die in Senegals Südregion Casamance gegen die Regierung kämpfen. Am Dienstag hatten senegalesische Truppen in der Casamance Raketen gegen Rebellenstützpunkte in Guinea-Bissau abgefeuert. Die Grenzschließung soll auch verhindern, daß die Massenflucht aus Bissau senegalesisches Territorium erreicht. D.J.