■ Der Traumkandidat fürs Wirtschaftsressort paßt nicht in die SPD
: Schlicht unverträglich

Kohl, sinnierte der junge Mann, was fällt mir zu Kohl ein? Ein großartiger Staatsmann. Die Wiedervereinigung. Der Euro. Das waren geschichtliche Leistungen. Der junge Mensch, der da Helmut Kohl so honorig in der Abteilung „Geschichte“ befördert, heißt Jost Stollmann und ist der desgnierte Wirtschaftsminister im Kabinett Schröder. Morgens um sieben muß der eben Ernannte mit einem Reporter durch seinen Garten schlendern. Er tat es, wie es sich ein Wahlkampfmanager nur wünschen kann: Sympathisch und doch zupackend.

Ein Traumkandidat fürs TV. 43 Jahre jung, trotzdem bereits mit milliardenschweren Erfolgen in einer Zukunftsbranche gesegnet. Ein Seiteneinstieger aus der Wirtschaft, ohne gleichwohl die Drehorgel „Der- Standort-ist-schlecht“ drehen zu müssen. Gegen ihn wirken die Henkels und Hundts wie verbiesterte Alt- Kader des Kapitals. Und Kinder hat er obendrein, fünf an der Zahl. Nicht mal da können die Konservativen mäkeln. Gerhard Schröder ist ein Coup gelungen, keine Frage. Stollmann erfüllt all jene Eigenschaften, die das – im Wortsinne – Schattenkabinett des Kandidaten so schmerzlich vermissen ließ.

Genau da aber liegt das Problem. Personell wie politisch lassen sich zwischen dem bunten Hund und den bewährten, das heißt nach allen Regeln der Kunst durchquotierten SPD-Ministern in spe ausschließlich Sollbruchstellen finden. Am sinnfälligsten wird das vielleicht an Edelgard Bulmahn, die im Kabinett für Bildung und Technologie zuständig sein soll. Die Lehrerin balancierte das „öffentliche Gut Bildung“ wie eine Monstranz durch die Beratungen um das neue Hochschulgesetz. Nun platzt da ein Kollege herein, dessen neuestes Unternehmen gerade „Bildungsziele mit privatwirtschaftlichen Mitteln“ verfolgt. Bulmahn und Stollmann – das ist schlicht unverträglich.

Nicht anders ist es mit der SPD und dem jungen Erfolgreichen. Zu Schröders Image der letzten Jahre paßt das. Aber mit Lafontaine mag Stollmann so viel Gestaltungsspielraum vereinbart haben, wie er will. Sein Credo, ein Wirtschaftsminister müsse „den Weg freimachen“ für neue Märkte, paßt überhaupt nicht zu den elaborierten Vorstellungen des SPD-Parteivorsitzenden. Der nämlich hat die Notwendigkeit erkannt, in Marktkräfte „regulierend einzugreifen“.

Bis zur Wahl müssen sie sich nicht streiten. Der Neue steht für den Wahlkampf nicht zur Verfügung. Danach jedoch, um mit den Worten des Computerfreaks zu sprechen, droht der SPD ein „echter Move, uuuuh.“ Christian Füller