Mal Urlaub von der Pflege

Die Hamburger Gesundheitshilfe plant eine Einrichtung zur Kurzzeitpflege von schwerstbehinderten Kindern  ■ Von Lisa Schönemann

Eltern schwerkranker oder schwerstbehinderter Kinder balancieren fast immer am Rande der totalen Erschöpfung. „Wir brauchen eine Kurzzeitpflegeeinrichtung für Kinder, um pflegende Angehörige für einige Wochen im Jahr zu entlasten“, sagt Karin Helmer von der Hamburger Gesundheitshilfe e.V. (HGH). Die Pflegeversicherung enthält einen entsprechenden Passus, daß Eltern, deren Kinder unter schweren Beeinträchtigungen leiden, sich jährlich eine Auszeit von einem Monat nehmen können. Doch in Hamburg gibt es bislang niemanden, der sich dann der Kinder annimmt.

Die tatkräftige HGH-Geschäftsführerin Helmer träumt von einem Haus, das „weniger an eine Klinik als an die Villa Kunterbunt erinnert“, so die gelernte Krankenschwester und Sozialpädagogin. „Die Kinder sollen sich, während ihre Eltern Ferien machen, selbst wie im Urlaub fühlen.“ Helmer möchte die neue Projektidee heute bei einem Festakt in der Galerie der Gegenwart der Kunsthalle vorstellen, zu dem die Hamburger Gesundheitshilfe anläßlich ihres zehnjährigen Bestehens geladen hat.

Der Plan läßt sich nur mit der Unterstützung von Sponsoren, Krankenkassen und der Pflegeversicherung in die Tat umsetzen. Die zuständige Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS) hat bereits Interesse an der Konzeption signalisiert. Auf eine Anschubfinanzierung der BAGS ist die Einrichtung angewiesen.

Für Karin Helmer ist es nicht das erste Projekt, daß sie auf den Weg bringt: Das ambulante Hospizpflegeteam der HGH ist das erste und bislang einzige in Hamburg, das schwerstkranke Menschen medizinisch und psychisch betreut. Vor kurzem hat die HGH von „Hamburg Leuchtfeuer“ eine bestehende Aids- und HIV-Pflegegruppe übernommen. Außerdem gibt es einen Entwurf zum Aufbau eines Onkologischen Fachpflegeteams für Tumorpatienten in Kooperation mit dem Allgemeinen Krankenhaus Barmbek und der Hamburger Krebsgesellschaft.

Die Hamburger Gesundheitshilfe e.V. ist eine 1988 gegründete private Initiative mit inzwischen 130 MitarbeiterInnen in der ambulanten Alten-, Kranken- und Familienpflege. Das wohl bekannteste Projekt des Vereins ist die Beratungsstelle „Charon“ für Menschen, die einen Angehörigen in dessen letzter Lebensphase betreuen. „Wir wissen aus unserer Arbeit, daß viele Familien sterbende Angehörige nach Hause holen würden, wenn sie nur wüßten, wie sie mit einem Schwerstkranken umgehen müssen, wer ihnen bei der Pflege hilft, wer eventuell die Kosten trägt und sie bei ihrer Sterbebegleitung seelisch unterstützt“, sagt eine Mitarbeiterin von „Charon“.

Um weitere Konzepte realisieren zu können, wird heute der Freundeskreis „HGH 2000“ gegründet mit dem Ziel, 2000 Förderer zu finden.