Homos: „Für eine andere Politik“

■ Der CSD 1998 wird politischer – auch Herta Däubler-Gmelin vom Bundesvorstand der SPD will bei der Kundgebung sprechen

Ein Christopher Street Day der Superlative soll es am 27. Juni werden – so die Botschaft der gestrigen Pressekonferenz im Schöneberger Rathaus. Mehr als 200.000 feiernde Schwule und Lesben (1997 waren es 120.000) erwarten die Veranstalter. Insgesamt sind 88 Wagen angemeldet, fast doppelt so viele wie im Vorjahr.

Anders als im vergangenen Jahr startet der Umzug um 11 Uhr auf dem Kurfürstendamm, Ecke Knesebeckstraße, statt wie bisher am Savignyplatz. Die Route bleibt gleich: über den Wittenbergplatz, an der Urania vorbei zur Siegessäule, durchs Brandenburger Tor und Unter den Linden entlang bis zum Bebelplatz. Dort findet die Abschlußkundgebung statt. Die RednerInnenliste ist entsprechend dem zwanzigjährigen Jubiläum von ungewohnter Prominenz: unter anderem werden entweder Herta Däubler-Gmelin (SPD) oder ihre Parteikollegin, Bürgermeisterin Christine Bergmann, sprechen.

1998 soll es wieder politischer werden, nachdem in den vergangenen Jahren die Zahl der Transparente gegen Null tendierte und es der Homo-Familie hauptsächlich um eine gute Party ging. Unter dem Motto „Für eine andere Politik“ demonstrieren Homosexuelle dafür, daß sie endlich auch rechtlich gleichgestellt werden.

Die größte Schwulen- und Lesben-Party des Jahres wird der CSD trotzdem bleiben. Die Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg bietet ab 20.00 Uhr gleich acht verschiedenen Events, vom Show-Programm (u.a. Tim Fischer, die Teufelsberger, Cosmic Cowgirls) bis zu diversen Sex-Partys („Gay-Body- Night“ für die Männer, „Porno- Nacht“ für Frauen und „SM- Dschungel“ für beide). Das SO 36 in Kreuzberg bedankt sich bei der schwullesbischen Partycrowd mit einer „Bezahlt wird nicht“-Fete.

Sogar die Kirche feiert einen CSD-Gottesdienst, am Freitag um 20 Uhr in der Paul-Gerhard-Kirche. Alle anderen Veranstaltungen und Partys können dem kostenlosen CSD-Sonderheft des schwullesbischen Stadtmagazin Siegessäule entnommen werden. Katharina Maas