■ Querspalte
: Lauter quaken

Das Leben konfrontiert uns immer wieder mit fürchterlichen Wahrheiten. Jetzt haben Biologen der Universität Missouri in Columbia festgestellt, daß Frösche, die am lautesten quaken, von den Weibchen am heftigsten begehrt werden. Der sexuelle Erfolg der Froschmänner läßt sich direkt an Phonstärke und Ausdauer ihres Lautgebens ablesen.

Nun könnte man einwenden, daß Frösche, die ständig quaken nicht gleichzeitig kopulieren können, daß sie sich also selbst austricksen, daß ihnen die Damen zwar in ganzen Rudeln zu Füßen liegen, sie aber vor lauter aufgeblähtem Getue womöglich das Wichtigste vergessen: den Sex, die Sicherung der Gattung.

Wir dürfen ferner spekulieren, ob nicht die Leisen und Stillen im Teiche, die deutlich weniger Lärm machen und mithin weniger Damen bequaken, dann aber mit einigen wenigen Auserwählten, die Sinn für die wahre Qualität haben, es um so doller treiben. Auf Grund unserer Lebenserfahrung müssen wir ebenso vermuten, daß vor allem die dümmeren Froschweibchen auf die Schreihälse hereinfallen, und daß ihr Nachwuchs deshalb genetisch benachteiligt, weil ziemlich stulle ist.

Bei einer kritischen Interpretation der Froschstudie kämen wir also zu dem Schluß, daß die ruhigen, zurückhaltenden, bescheidenen, aber selbstverständlich intelligenten Männer sich am Ende dann doch gegen die Dieter Thomas Hecks, gegen die Gottschalks und Möllemänner souverän behaupten. Alles falsch! Die schreckliche Wahrheit ist diese: Die Nachkommen der Schreihalsfraktion, dies fanden die Forscher durch Kaulquappenanalysen heraus, sind nicht nur zahlreicher, sie sind auch vitaler, energetischer und damit deutlich überlebensfähiger. Das Forscherfazit: Die Weibchen haben recht. Die große Schnauze ist das genetische Signal für strotzende Gesundheit und fitte Froschkinder. Wie gut, daß es nur eine Froschstudie ist, die mit uns nun wirklich nichts zu tun hat. Manfred Kriener