Weißkittel proben Teamarbeit

■ Das neue Notaufnahmekonzept im AK Harburg ist nicht nur sparsam: Patienten profitieren von interdisziplinärer Versorgung

„Erst war ich Chirurg, dann hab' ich Abitur gemacht, jetzt bin ich Anästhesist“, belächeln Narkoseärzte gern ihre Kollegen von der skalpellführenden Zunft. Im Gegenzug sind diese auf die Vertreter der Abteilung „Schlaf und Traum“ chronisch schlecht zu sprechen. Gemeinsam lästern sie über Internisten, die „nur Pillen verteilen“. Alle zusammen bilden jetzt nach dem neuen Notaufnahmekonzept des Allgemeinen Krankenhauses Harburg auf engstem Raum ein „Team“.

Kann das gut gehen? Der unfallchirurgische Chefarzt des AK Harburg meint ja. Und: Für die Patienten habe die Umstrukturierung, die ursprünglich zur Kosteneinsparung gedacht war, nur Vorteile, sagt Ulf Heitemeyer. Wer jetzt nach einem Unfall oder „mit einem akuten Bauch“, wie die Chirurgen massive Leibschmerzen nennen, vom Rettungswagen ins AK Harburg gefahren wird, kann auf ein interdisziplinäres Ärzteteam zählen.

Bislang gab es zwei Notaufnahmen – die chirurgische und die internistische. Bei Grenzfällen mußte ein Kollege aus der anderen Abteilung geholt werden. „Jetzt treffen sich alle an einem Punkt“, so Heitemeyer. Um die jährlich 24.000 Notfallpatienten aus dem Süderelberaum an einem Standort interdisziplinär und damit effizienter versorgen zu können, wurde die internistische Aufnahmestation aus Haus 1 in die bestehende Notaufnahme in Haus 8 integriert. Neben Gips- und Überwachungszimmern steht jetzt ein mit modernster Technologie ausgestatteter Schockraum bereit, mit Röntgenmöglichkeiten und einer Wiederbelebungseinheit mit sämtlichen Geräten zur Stabilisierung der vitalen Funktionen.

Die Kliniken des Landesbetriebs Krankenhäuser (LBK), zu dem auch das AK Harburg gehört, betreiben sechs von acht Notarztstützpunkten in Hamburg und versorgen 65 Prozent der Notfallpatienten der Stadt – rund 170.000 Fälle pro Jahr. Der Einrichtung einer Kurzzeitchirurgie, der zentralen Notaufnahme und der Zusammenlegung der medizinisch-technischen Assistenten zu Pools am AK Harburg sollen weitere Sparmaßnahmen im Bereich der Gynäkologie folgen. Lisa Schönemann