Aus der Bürgerschaft
: „Shopping Malls“

■ Abgeordnete debattierten über Space-und Ocean-Parks

Das Thema war nicht neu, die Debatte in der Bürgerschaft dafür um so heftiger. Ocean- und Space-Park seien nicht mehr als „Shopping Malls mit Entertainment“, kritisierte Helga Trüpel (Grüne) die neuen Pläne für die geplanten Freizeitparks in Bremen und Bremerhaven.

Wie berichtet, will der Wiesbadener Unternehmer Jürg Köllmann, der mit den Planungen beider Parks beauftragt ist, für den Ocean-Park in Bremerhaven ein Hotelschiff und eine Runddisco bauen lassen. Außerdem soll im Space-Park eine Fläche von 44.000 Quadratmetern und im Ocean-Park von 25.000 Quadratmeter für Einzelhandel ausgewiesen werden. Trüpel kritisierte außerdem die Informationspolitik des Senats.

Am Nachmittag habe sie auf einer Sondersitzung zum Thema nichts über die neuesten Pläne zum Ocean-Park erfahren, abends sei sie durch die Regionalsendung buten und binnen über Köllmanns Vorschläge informiert worden. „So kann man mit den Informationsrechten von Abgeordneten nicht umgehen“, sagte Trüpel mit Blick auf Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU). Die Planung der Parks sei zu einer „Posse“ geworden, kritisierte auch Elke Kröning (AfB). Die Planer würden noch immer mit den Zahlen von 1992 rechnen, so Kröning. Außerdem seien ein Kino, ein Hotel und eine Disco nichts besonderes. „Aber vielleicht klären sie uns ja auf, warum sie damit Millionen Besucher anlocken wollen.“

Die Wirtschaftlichkeit sei bis November 1997 „vernachlässigt“ worden, räumte Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) ein. Das Finanzierungskonzept habe sich inzwischen allerdings verbessert. Von den 1,8 Milliarden Mark, die beide Parks kosten sollen, wolle die öffentliche Hand rund 980 Millionen bezahlen. Am Anfang der Planungen, vor rund drei Jahren, habe sich das Land noch zur Hälfte an den Kosten beteiligen wollen. Damit sich die Freizeitparks rechneten, sei großflächiger Einzelhandel unverzichtbar. Er weigere sich, „einen Schutzwall um die Innenstadt zu bauen“, sagte Hattig weiter. Auch das Sortiment, von der „Socke“ bis zur „Unterhose“ schreibe er den Einzelhändlern im Space-Park nicht vor – nur um die Konkurrenz mit anderen Einzelhändlern zu verhindern.

Erst nach dem Bau des Einkaufszentrums „Weserpark“ in Hemelingen hätten die Kaufleute in der Innenstadt investiert, unterstützte Detmar Leo (SPD) die Argumentation von Hattig. „Dadurch ist Bewegung in den Laden gekommen.“ Der Protest der Kaufmannschaft sei nichts weiter als „Bestandssicherung“. Thomas Röwekamp (CDU) warf den Grünen „parteitaktische Spielchen“ vor. Sie seien auf „Stimmenfang“ und machten sich deshalb für die Einzelhändler stark. „Sie müssen endlich sagen, was sie wollen. Sie müssen den Menschen sagen, ob sie sie weiter mit kleinteiligen ökologischen Projekten nerven wollen, die ihnen keine Arbeitsplätze bringen.“

Das Parlament und der Senat müßten sich von der Vorstellung verabschieden, daß die Freizeitparks „nur im Doppelpack“ zu haben seien, sagte Trüpel daraufhin. Über den Ocean-Park in Bremerhaven müsse man aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit in der Seestadt weiter nachdenken – nachdem alle Einzelheiten geprüft worden seien. Sollten die Einzelhändler im Space-Park zu einer „Gefahr“ für die Kaufleute in der Innenstadt, würden die Grünen allerdings gegen den Space-Park stimmen, kündigte Trüpel an. „Die Kaufkraft stagniert doch. Man kann doch nicht so tun, als ob das kein Problem ist. Wir müssen uns doch fragen, was heißt das für die gesamte Stadt. Wir haben eine Gesamtverantwortung.“ Die Große Koalition versuche jedoch, dieses Problem „wegzudrücken“, weil sie die Freizeitparks „um jeden Preis“ durchsetzen wolle.

Im September soll nun die Entscheidung fallen, ob und wann mit dem Bau der Freizeitparks begonnen werden soll. kes