■ Vorschlag
: Schöne neue Welten: Barbara Duden spricht an der TU über Aldous Huxley

„O Wunder! Was gibt's für herrliche Geschöpfe hier! Wie schön der Mensch ist! Schöne neue Welt, die solche Bürger trägt!“ Diesen Vers aus Shakespeares „Sturm“ hat Aldous Huxley seiner 1932 kreierten „Schönen neuen Welt“ vorangestellt, und in meiner reichlich vergilbten Taschenbuchausgabe von 1972 ist das Zitat mit einem dicken Ausrufezeichen versehen. Haben Shakespeare und Huxley uns heute noch etwas zu sagen, würde mein Deutschlehrer damals gefragt und von uns eine Epistel über den Totalitarismus im real existierenden Sozialismus erwartet haben. Die in Hannover lehrende Historikerin Barbara Duden jedenfalls wird morgen Huxley einer erneuten Lektüre unterziehen, die sich an seinen vorausweisenden Phantasien über Menschenproduktion im Zeitalter der Gen- Träume abarbeiten wird. Literatur ist, wenn wenn sie jenseits des Zeitgeists den Geist bedient.

Jenseits der zeitgeistigen Geschlechterordnung will das Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung an der TU Berlin auch unsere Zukunft sehen. Das alljährlich zum Ende jedes Sommersemesters stattfindende Colloquium beschäftigt sich in diesem Jahr mit Zukunftsvisionen, die keineswegs nur der literarischen Phantasie entspringen. Stadt-Visionen, die das genormte Geschlechterverhältnis überwinden, wird die Frankfurter Stadtplanerin Marianne Rodenstein vorstellen. Suburb oder Zentrum, U-Bahn oder Kleinwagen? Stadtplanung hat immer auch etwas mit Erwerbsarbeit zu tun, und wer drei Stunden täglich Teilzeit malocht, wird wenig Lust verspüren, sich noch einmal so lang durch die Stadt schunkeln zu lassen. Elke Holst vom Institut für Wirtschaftsforschung wird sich kritisch mit den neuen Modellen der Teilzeitarbeit für alle auseinandersetzen; sekundieren wird ihr Alexander Schmidt-Gernig (HUB), der die Menschheitsfrage stellt: Kann man Geschlechterordnungen planen? In der Stadt, im Büro und in der Küche – ja! In der Kunst jedoch herrscht, so Hanne Loreck, Maskerade, die dorthin verweist, wohin wir wollen: in eine Gesellschaft jenseits der Geschlechterordnungen. Ulrike Baureithel

Zukunft jenseits der Geschlechterordnungen? Sommer-Colloquium am Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung an der TU Berlin, Raum H 2035, 26.6. und 27.6.