Sind Sie beschäftigt?
: „Man soll das machen, was einem Spaß macht“

■ Der 19jährige Matthias Hautmann sieht in der ehrenamtlichen Tätigkeit als „Sozialfunktion“ eine Alternative zur Arbeitslosigkeit. „Das Schlimme ist, wenn man nicht eingebunden ist.“

In Berlin gibt es 290.000 Arbeitslose, nur 40 Prozent leben von Erwerbsarbeit. Doch auch wer keinen Arbeitgeber hat, ist nicht ohne Arbeit. Die taz fragt deshalb: „Sind Sie beschäftigt?“

Der 19jährige Matthias Hautmann: Ich bin mit der Schule fertig und fange nächsten Mittwoch mit dem Zivildienst an. Über Arbeitslosigkeit mache ich mir keine Gedanken. Aber ich denke schon drüber nach, was ich später studieren soll. Mal schaun. Man kann überhaupt nichts sagen. Ich bin der Meinung, man soll das machen, was einem Spaß macht, weil man da die besten Chancen hat. Ich möchte Medizin studieren. Wenn man gut ist, kriegt man überall was, wenn man schlecht

ist, kriegt man nirgendwo was. Ein Problem bei der hohen Arbeitslosigkeit sind sicher die hohen Lohnnebenkosten. Und dann gibt es einfach eine Rezession. Die ist da, global. Da kann man nichts machen. Ich fürchte, daß es noch schlimmer werden wird.

Es muß ein Wandel überhaupt kommen, wie die Arbeit eingeschätzt wird. Wo der herkommen soll? Oh, da bin ich überfragt. Ich glaube, da ist die Wirtschaft in erster Linie gefragt. Es gibt einerseits Firmen, die Rekordumsätze machen, die aber andererseits aus Deutschland abziehen. Sicher könnten die es sich leisten, Leute einzustellen. Politiker sind da nicht gefragt, die sind in meinen Augen eine Marionettenwirtschaft.

Ich glaube, es ist sehr wichtig, daß man eine Beschäftigung hat. Vielleicht übernehmen später in der Zukunft ehrenamtliche Tätigkeiten so etwas wie die Sozialfunktion der Arbeit. Das Schlimme ist nicht, daß man nicht von Sozialhilfe leben kann. Das Schlimme ist, daß man nicht eingebunden ist, wenn man arbeitslos ist. Das muß man bekämpfen. Ich bin zum Beispiel als Übungsleiter in einem Sportverein aktiv. Es gibt ja so viele Möglichkeiten, ehrenamtlich tätig zu sein. Viele sind nur zu faul dazu. Ich verstehe das überhaupt nicht. Barbara Bollwahn

wird fortgesetzt