Wenn Banken tuscheln

■ Commerzbank und Postbank sprechen über Zusammenarbeit. Börsengang unklar

Berlin (taz) – Gesprochen haben sie miteinander, aber nur zaghaft. Den Vorständen der Commerzbank AG und der Postbank AG war es gestern gar nicht recht, daß ihre Plauderei über eine „engere geschäftliche Zusammenarbeit“ (Commerzbank) an die Öffentlichkeit gedrungen war. Aber ob die Commerzbank die noch staatseigene Postbank gänzlich übernehmen will oder nur zu 60 Prozent, ob sie die verstaubte Postbank behalten oder an die Börse führen will oder gar was die Commerzbank sich von der Postbank verspricht – darüber schwiegen die Beteiligten. Der Aktienkurs der Commerzbank ging dennoch um 3,25 Prozent nach oben.

Ebenfalls nicht sehr beredt war der Sprecher von Finanzminister Theo Waigel, dessen Ministerium für die Privatisierung der Postbank zuständig ist. Bis Mitte Juli werden Vertreter des Finanzministeriums, der Regulierungsbehörde für Post und Telekom und Berater einer Investmentbank einen Plan für die Privatisierung erarbeitet haben. Als Eigentümerin favorisiere das Finanzministerium den Börsengang. Da könne „ein strategischer Partner“ durchaus beteiligt sein. Die Commerzbank habe noch nicht mit dem Hause Waigel über die Postbank gesprochen, sagte der Ministeriumssprecher.

Seitdem die Postbank am 1. Januar 1995 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, ist der Termin für den Börsengang ein ums andere Mal verschoben worden. Erst sollte sie 1997 an die Börse gehen, da kam der Clinch zwischen Postbank und Post um die Gebühren für die Schalternutzung dazwischen. Die zerstrittenen Schwestern einigten sich darauf, daß die Postbank in den kommenden zehn Jahren 1,554 Milliarden Mark an die Post zahlt. Dafür geben die Postbeamten neben Briefmarken auch Geld aus. Die Postbank schloß deswegen ihre Bilanz 1997 mit einem Minus von 1,256 Milliarden Mark. Dann hieß es, daß die Postbank im Januar 1998 breit gestreut an die Börse ginge.

Das wurde ebenfalls nichts. Momentan werde der Börsengang gar nicht mehr diskutiert, ist aus dem Postausschuß des Bundestages zu erfahren. Sollte die Commerzbank die Postbank übernehmen, hätte das für die staatliche Bank Vorteile. Ihre Stärke ist das kleine Geschäft mit Sparbüchern, Girokonten und seit 1995 in geringem Umfang auch mit Krediten. Die Frage ist, ob sie damit langfristig überlebensfähig ist. Der Euro dürfte den bislang lokal denkenden Postbankern im globalen Finanzmarktgeschäft ebenfalls Schwierigkeiten bereiten. Die Commerzbank wiederum könnte von den zehn Millionen Kunden und dem Online- und Telefonbanking der Postbank profitieren. Ulrike Fokken