Schlammschlacht per "FAZ"

■ Nach Dutzenden Prozessen wird der Kampf zwischen Caroline von Monaco und der "Bunten" nun als öffentliche Schlammschlacht geführt

Berlin (taz) – Bei so viel Ärger benahmen sich die Herrschaften etwas freier. Die Bunte bereichere sich erneut an der Geschichte eines Toten, dabei habe sie doch den ersten Text „erfunden“, schimpften Ernst August von Hannover und Caroline von Monaco am Dienstag auf einer ganzseitigen Anzeige in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Alle Leser und Anzeigenkunden“ sollten auf die „unseriöse Vorgehensweise“ aufmerksam gemacht werden. Prompt folgte gestern die Antwort, ebenfalls als ganze Seite in der FAZ. Ernst August wolle eine „Zensur wie zu Zeiten der Feudalherrschaft“, schrieb da Bunte-Chefredakteurin Patricia Riekel. Und warf dem Prinzen gleich „nächtliche Drohanrufe“ bei einem Vorstandsmitglied des Burda-Konzerns vor, zu dem die Illustrierte gehört.

Die öffentliche Schlammschlacht ist bisheriger Höhepunkt in einem lange tobenden Kampf. Schon seit Jahren ziehen Caroline und Ernst August mit ihrem Anwalt Matthias Prinz gegen die Bunte zu Felde. So erwirkten sie Gerichtsbeschlüsse, nach denen die Zeitschrift Gegendarstellungen auf der Titelseite abdrucken mußte. Im letzten Verfahren ging es unter anderem um Fotos, die die beiden Adeligen in Bikini und Badehose zeigten.

Diese Woche entzündete sich der Streit nun wieder an Gegendarstellungen. Die Bunte hatte im Februar über den Herzinfarkttod des kolumbianischen Milliardenerben Luis Felipe Santo Domingo bei einem „Après Halali“ auf einem Jagdschloß berichtet, an dem auch Caroline und ihr Welfenprinz teilnahmen. Hernach, so hieß es, sei Caroline mit dem Toten von Linz nach Paris geflogen.

Die Prinzessin focht vor Gericht eine Gegendarstellung durch, die vor einer Woche auf dem Titel erschien: „Ich bin nie mit einem Toten von Linz nach Paris geflogen.“ Die Bunte-Antwort auf dem gleichen Titel: „Caroline saß nicht im Flugzeug mit dem Toten. Wo war sie?“

Prinz und Prinzessin ärgert, daß ausgerechnet aus ihren erstrittenen Gegendarstellungen die nächste Geschichte gemacht wurde: „Ihr unseriöser Journalismus nutzte diese erzwungene Gegendarstellung, um wiederum einen ,Sensationsartikel‘ zu verbreiten.“ Wollen die Adeligen nun verhindern, daß an eine Gegendarstellung angeknüpft werden kann? Ihr Anwalt Matthias Prinz war gestern nicht zu erreichen. Es könnte auch schwer werden, rechtlich gegen die Kommentierung einer Gegendarstellung vorzugehen. Denn lediglich das saarländische Pressegesetz schränkt dieses Recht ein.

Der Bunten bringen Titel mit direktem Konflikt mit der Prinzessin womöglich gute Verkaufszahlen – schon einmal titelte das Blatt, ihre Gegendarstellung kommentierend: „Der Beweis: Auch Caroline liest Bunte.“ Doch letztlich kann sich Burda mit Faktenprediger Helmut Markwort im Vorstand den Ruf der Fehlerhaftigkeit nicht leisten. Zudem: Die Yellow Press lebt von Gerüchten und Paparazzi- Fotos. Kein Wunder, daß Burda- Sprecher Philipp Welte gestern sagte, die Bunte sei „Leitmedium für ein bestimmtes Genre“ und werde in einen „Stellvertreterkrieg“ um die Pressefreiheit verwickelt.

Leicht eingeschüchtert scheint das Leitmedium im übrigen schon zu sein. Im Innern der Ausgabe mit der Gegendarstellung schreibt die Bunte fast entschuldigend, der Tod des Milliardenerben habe „so viel Aufregung auf dem Jagdschloß verursacht, daß offenbar mancher nicht mehr so genau wußte, wer wann und mit wem wohin abgereist war“. Georg Löwisch