■ Geld
: Bosnisches Geld in den Reißwolf

Sarajevo (taz) – Endlich war es soweit. Mitarbeiter der internationalen Organisationen waren die ersten, die am Dienstag ihre Zeche in den internationalen Hotels stolz mit der Konvertiblen Mark (KM) beglichen. Bislang hatte man in Sarajevo mit bosnischen Dinar bezahlt, im 15 Kilometer entfernten Pale mit jugoslawischen Dinar aus Belgrad und im 30 Kilometer entfernten Kiseljak mit kroatischen Kuna aus Zagreb. Nur die D- Mark wurde überall akzeptiert. Da aber Bosnien-Herzegowina ein souveräner Staat ist, mußte die KM her. Alles war genau ausgehandelt. Auf den einen Scheinen steht, den Serben zuliebe, zuerst der kyrillische Schriftzug, und dann der lateinische, auf den anderen, den Bosniaken (Muslimen) und Kroaten zuliebe, umgekehrt. Auch bei der Auswahl der dargestellten Köpfe hatte man auf die unterschiedlichen geschichtlichen Referenzen Rücksicht genommen.

Doch noch am Dienstag kam das kategorische Nein aus Banja Luka, der Hauptstadt der bosnischen Serbenrepublik: Die Regierung erkenne das neue Geld nicht an. In der kyrillischen Schrift haben sich nämlich gleich zwei Fehler eingeschlichen. Besonders peinlich: Der Name des bekanntesten jugoslawischen Schriftstellers, des Nobelpreisträgers Ivo Andrić, wurde auf dem neuen 10-KM-Schein falsch geschrieben. Eigentlich hätte Andrić, der mit seinem Roman „Die Brücke über die Drina“ zu Weltruhm gelangte und dessen Werk oft als Beweis für den ewigen Haß der jugoslawischen Völker aufeinander mißverstanden wurde, für die Versöhnung stehen können. Immerhin ist er in der bosnischen Krönungsstadt Travnik als Kroate geboren und stand als Diplomat im Dienst des serbischen Königshauses.

Nun aber sorgt er für Ärger. Die Scheine werden wohl eingestampft werden müssen, hieß es gestern im Büro des Hohen Repräsentanten der UNO, der für den zivilen Wiederaufbau Bosnien-Herzegowinas zuständig ist. Vermutlich liege der Fehler beim Gouverneur der kürzlich geschaffenen Zentralbank von Bosnien-Herzegowina. Der ist Neuseeländer und hat in der Schule die lateinische Schrift gelernt. Tumasch Ferrer