Opec nimmt neuen Anlauf

■ Ölländer wollen Förderung erneut kräftig drosseln. Preisanstieg nicht vor Jahresende

Berlin/Wien (taz/dpa) – Die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) will endlich wieder Petrodollars rollen sehen. Zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten beschloß sie in der Nacht zum Donnerstag eine Drosselung ihrer Ölproduktion, um den anhaltend niedrigen Ölpreis in die Höhe zu treiben. Ab 1. Juli sollen für ein Jahr lang täglich 1,35 Millionen Barrel (ein Barrel sind 159 Liter) weniger Rohöl gefördert werden. Auch Rußland, drittgrößter Ölexporteur und kein Opec-Mitglied, hat eine Drosselung um 100.000 Barrel täglich zugesagt.

Seit einigen Monaten schwankt der Barrelpreis zwischen elf und 15 Dollar. Mitte Juni war er sogar auf ein Zehn-Jahres-Tief von unter elf Dollar gefallen. Das liegt daran, daß die weltweite tägliche Nachfrage nach Angaben der Internationalen Energie-Agentur IEA in Paris derzeit um 1,7 Millionen Barrel unter dem Angebot liegt. Vor allem die Asienkrise und der vergangene warme Winter auf der Nordhalbkugel werden für den Nachfrageeinbruch verantwortlich gemacht.

Mit ihren Förderkürzungen wollen die Opec-Staaten den Preis wieder auf 21 Dollar anheben, wo er noch im Oktober gelegen hatte. Ob das gelingt, bleibt jedoch fraglich. Unmittelbar nach Bekanntgabe des Opec-Beschlusses gingen die Preise, die im Vorfeld der Konferenz bis auf über 14 Dollar angezogen hatten, schon wieder runter. Offenbar bleibt der Rohölmarkt skeptisch, ob die Opec-Mitglieder sich an den Beschluß halten.

Schon der Verhandlungsverlauf zeugte nicht von Einmütigkeit. Iran, das bei dem gegenwärtigen Preisniveau mit 40 Prozent niedrigeren Öleinnahmen für das laufende Jahr rechnet, sagte erst in letzter Minute eine Drosselung zu. Nicht nur der Iran hängt an den Petrodollars wie an einem Tropf. Manche Opec-Mitglieder beziehen bis zu zwei Drittel ihrer Staatseinnahmen aus der Ölförderung.

Marktbeobachter rechnen damit, daß die Drosselung frühestens in drei Monaten greift. Bereits im März hatte die Opec Kürzungen von 1,25 Millionen Dollar beschlossen. Die Märkte reagierten jedoch nicht. Die FAZ berichtete kürzlich unter Berufung auf die IEA, der Opec-Ausstoß sei im Mai sogar gestiegen. nbo