Gauner & Gauner lassen grüßen

■ Der Fußballweltverband Fifa muß sich weiter unangenehme Fragen zu den Schiebereien mit Eintrittskarten für die WM stellen lassen

Paris (dpa) – Der zehntausendfache Betrug mit Eintrittskarten für die Fußball-WM ist in seinem gesamten Ausmaß noch immer nicht durchschaubar. Im Verdacht der Schieberei stehen aber die Spitzen eines nationalen Fußballverbandes, eines Fifa-Vertragsreisebüros und die Frankreich-Tochter des Fifa-Exklusivvermarkters ISL Worldwide (Luzern). Die WM-Organisatoren haben die Staatsanwaltschaft in Paris eingeschaltet und wollen sich vor Abschluß der Ermittlungen nicht äußern. Doch die Fifa, die bereits für die WM 2002 in Japan und Süd- Korea ein grundlegend anderes Verteilungssystem für Karten angekündigt hat, muß sich einigen unbequemen Fragen stellen. Zum Beispiel der Fall Kamerun: Zwei Tage vor dem Anstoß der WM wurde der kamerunische Verbandspräsident Vincent Onana in Haft genommen, weil er 3.000 für Landsleute reservierte Tickets an eine britische Agentur für rund 1,2 Millionen Mark weiterverkauft hatte. Zum Beispiel der Fall PSI: Prime Sport International, eines der 17 Reisebüros für den Ticket- Direktbezug von der Fifa, meldete am 18. Juni den Diebstahl von 15.000 Billets aus seiner Pariser Filiale. Das CFO wartete jedoch vergeblich auf Kundenlisten des Unternehmens. Mit der Festnahme von vier Personen – darunter PSI- Managern – erhärtete sich der Verdacht, daß der Diebstahl vorgetäuscht war.

Zum Beispiel der Fall ISL France: Bei der 49-Prozent-Tochter von ISL Worldwide sind der Geschäftsführer und zwei Komplizen in Untersuchungshaft. Sie sollen auf eigene Rechnung Geschäfte gemacht haben. ISL Worldwide zieht sich auf die Position zurück, nur eine Minderheit an ISL France gehalten zu haben.

Hinzu kamen zahllose andere Fälle, in denen Zwischenhändler Zusagen nicht einhalten konnten. Nicht alle waren so dreist wie ein Betrüger aus St. Etienne, der seine Briefe mit „J.P. Escroc“ unterzeichnete – was nichts anderes als „Gauner“ heißt.