Eine dufte Scheibe Samstag

■ „A Slice of Saturday Night“: 60ies-Musical im Imperial Theater

Warum riecht's hier nur so komisch? Angstschweiß der Künstler? Hitzewallungen der Zuschauer? Nein, es ist die „junge Duftmarke Axe“. „Sexy, jung und männlich“ soll sie angeblich riechen, wie ihre Werbeagentur im Presseheft verrät – und also prima zum jugendfrischen Publikum des Imperial Theaters passen. Damit es das auch merkt, gibt's eine geballte Ladung Duftproben und Werbung gratis zum Musical A Slice of Saturday Night. Noch bevor der Vorhang aufgeht, versprüht ein Darsteller kanisterweise Parfüm auf der Bühne; in der Pause verteilen die Schauspieler mit gewollt witzigen Sprüchen After Shave und Shower Gel unters männliche Volk. Und die Presse bekommt geschlechtsunabhängig ein prall gefülltes Herrenkosmetiktäschchen aus Stoff offeriert.

Solch selten penetrante Produktwerbung provoziert bei der Kritikerin eine besonders skeptische Beäugung des künstlerischen Teils der Vorstellung. Aber spätestens nach der Pause kommt die Kapitulation: A Slice of Saturday Night ist ein richtig nettes Teenie-Musical. Schwungvoll, frisch und sogar ein bißchen frech. Die Heather Brothers, von denen Buch, Musik und Texte stammen, siedelten das Stück 1964 in einem englischen Kleinstadt-Club an, doch das präsentierte Lebensgefühl ist zeitlos: Sehnsüchte zwischen Anbaggern und Abblitzen, Sich-in-Szene-Setzen, Suchen und Sich-Finden.

Typisch Sixties dagegen die Mode: Die vier Mädels tragen Hochsteckfrisur und Plateauschuhe, die drei Jungs Pilzkopf und Anzug. Süße 17 ist zwar auf der Bühne keiner mehr, doch was soll's: Singen und tanzen können sie alle, und was da so aus ihren Mündern tönt, ist keineswegs doof. Obwohl im wesentlichen behauptet wird, daß Mädchen nach romantischer Liebe und Jungs nach Triebabfuhr gieren, werden die Klischees auch ironisch gebrochen und pubertäre Nöte ernstgenommen. So ist der schüchterne Rick (Maarten Flügge) noch Jungmann und hat Angst, daß das herauskommt. Während sein Schwarm Sharon (Carola Thierheimer) schon einen rangelassen hat und die Entdeckung der Untat befürchtet. Die füllige Sue (Isabel Varell) hingegen träumt davon, ihre unhippen Rundungen gegen die Bohnenstangen-Linie von Twiggy einzutauschen.

Alle Machophantasien und Kleinmädchenträume sind in schwungvolle Songs zwischen Schlager, Pop und Rock'n'Roll gepackt und von Frank Thannhäuser, der auch Regie führt, peppig übersetzt. So gibt's außer dem wenig ansprechenden Bühnenbild kaum was zu meckern. Was man ja auch ungern tun würde, wenn es mal so sexy, jung und männlich im Zuschauerraum duftet.

Karin Liebe