Rumänischer Haartrachtschwindel ohne Wirkung

■ Kroatien schlägt Rumänien mit 1:0 und spielt am Samstag im Viertelfinale gegen Deutschland

Berlin (taz) – In einem sehr unansehnlichen Match behielt Kroatien gestern in Bordeaux mit 1:0 die Oberhand gegen Rumänien und kann am Samstag abend in Lyon versuchen, sich für die Niederlage vor zwei Jahren bei der EM in England zu revanchieren.

Ganz abgefeimte Tricks hatten sich beide Teams einfallen lassen, um den Gegner in die Irre zu führen. Die Rumänen, die mit ihren blondierten Haaren aussehen wie eine große Boygroup, deren Mitglieder man aus Versehen alle auf denselben Typ getrimmt hat, enthüllten ihren Schabernack allerdings unvorsichtigerweise schon im letzten Gruppenspiel gegen Tunesien. Was sie bezweckten, war natürlich klar. „Ach, ist ja bloß Strunz“, sollte die Kontrahenten denken, wenn sich gefährliche Leute wie Ilie, Moldovan oder Hagi näherten. Es zeigte sich aber bald, daß auf den Haartrachtschwindel auch in dieser Partie niemand aus den gegnerischen Reihen hereinfiel.

Viel besser funktionierte der Coup der Kroaten. Diese hatten vollkommen überraschend ihre bisherige Davor-Suker-Einmannshow aufgegeben, und Boban sowie Suker selbst versuchten, auch andere Spieler in gute Schußpositionen zu bringen. Damit hatte Rumänien offenkundig nicht gerechnet und deshalb kamen in der Anfangsphase Vlaovic, Asanovic und Stanic zu besten Möglichkeiten vor dem Tor des oft unsicheren Stelea. Nach zwanzig Minuten war der Effekt jedoch verpufft und beide Teams übten sich in kraftsparendem Standfußball, bis ein plötzlicher Pfiff von Schiedsrichter Castrilli die Idylle unterbrach. Asanovic war gestürzt und Kroatien bekam kurz vor der Pause einen Elfmeter, den dann doch Suker verwandelte – und zwar gleich zweimal, weil der akribische Referee, aus Argentinien den Strafstoß wiederholen ließ.

Das war's dann auch schon, denn während Kroatien in der zweiten Halbzeit zum Sukerfußball zurückkehrte, spielten die Rumänen wie sie ausahen: derart brav und harmlos, daß wohl selbst Giovanni Trapattoni keine Worte für ihre Leistung gefunden hätte. Matti

Kroatien: Ladic – Stimac – Bilic, Simic – Stanic (83. Tudor), Asanovic, Jurcic, Boban, Jarni – Vlaovic (77. Krpan), Suker

Zuschauer: 24.000; Tore: 0:1 Suker (45./Foulelfmeter)

Rumänien: Stelea – Petrescu (76. Marinescu), Ciobotariu, Gheorghe Popescu, Filipescu – Hagi (57. Craioveanu), Gabriel Popescu, Galca, Munteanu – Ilie, Moldovan