British Airways will ganz groß einkaufen

■ Fluglinie verhandelt mit Airbus und Boeing um den Kauf von bis zu 100 Kurzstreckenjets

Berlin (taz) – British Airways steht vor der größten Modernisierungswelle seiner Kurzstreckenflotte. Branchenexperten zufolge will British Airways 68 Boeing-737 und 30 weitere Kurzstreckenjets austauschen. Die britische Fluggesellschaft verhandelt derzeit mit dem europäischen Airbus-Konsortium sowie dem US-Konzern Boeing um den Auftrag.

Alain Dupiech, Sprecher der Airbus-Zentrale im französischen Toulouse, bestätigte zwar die Verhandlungen, wollte sich aber nicht zu Zeitraum und Summe des möglichen Geschäfts äußern. Bislang schwankten die Angaben britischer Zeitungen zwischen einem Auftragsvolumen von 600 Millionen Pfund (1,8 Millarden Mark) für 30 Maschinen der Airbus-Typen A 319, A 320, und A 321 und 3,8 Milliarden Dollar (knapp 7 Milliarden Mark) für 100 Flugzeuge.

British Airways hatte im Februar angekündigt, „potentiell 100 Kurzstreckenjets zu ersetzen“. Als „deutliches Signal für einen vollständigen Austausch der BA- Kurzstreckenflotte von Boeings durch Airbus“ bezeichnete ein Insider gegenüber der taz die Tatsache, „daß sämtliche großen europäischen Fluggesellschaften auf die modernere A 320-Technologie setzen und bei Airbus bestellen“. Auch einige nordamerikanische und kanadische Gesellschaften hätten mittlerweile zwischen fünfzig und hundert Prozent auf Airbus-Kurzstreckenflugzzeuge umgeschwenkt.

Gewöhnlich bestehen Aufträge in der Flugzeugbranche aus festen Bestellungen und Optionen auf die Lieferung weiterer Maschinen. In den Verhandlungen von British Airways und den Flugzeugbauern geht es vermutlich um 50 Direktbestellungen und 50 weitere Optionen. Ein Abschluß der Verhandlungen sei schon am Freitag möglich, berichtete das Wall Street Journal. Eine Sprecherin von British Airways in London rechnet hingegen „mit einem Verhandlungsergebnis nicht vor Anfang Herbst“.

Profitieren würden von einem Großauftrag besonders die Airbus-Standorte Hamburg und Toulouse. In der Hansestadt werden die Baureihen A 319 und A 321, in Südfrankreich die Serie A 320 gefertigt. Bereits im vergangenen Jahr hatte Airbus einen Auftragsrekord verzeichnet: Mit 460 Neubestellungen steigerte der Konzern seinen Marktanteil auf über 40 Prozent.

Trotz der Umsatzsteigerung um 40 Prozent zum Vorjahr allein im Hamburger Airbuswerk baut der deutsche Airbus-Großaktionär Daimler Benz Aerospace AG weiter Arbeitsplätze ab. „Aufgrund konstruktiver Mitwirkung der Arbeitnehmervertreter bei der Erreichung der Kostensenkungsziele konnte der Personalabbau in der unmittelbaren Produktion um über 3.000 Mitarbeiter geringer ausfallen als ursprünglich geplant“, erklärte die Konzernleitung im Januar. Peter Sennekamp